Wandern auf dem Jakobsweg: von Trier nach Domrémy-la-Pucelle – 1. Teil

Auch in diesem Jahr geht es weiter auf dem Jakobsweg. Wieder zwei Wochen, noch mal ein paar Kilometer mehr als letzes Mal sind geplant. Das Schönste: ich werde die Grenze nach Frankreich überschreiten! Dieses wunderbare Land bereise ich am liebsten, weshalb ja auch die erste Reise mit dem Micro Camper mich dorthin führte. Zielort der diesjährigen Jahresetappe ist der Geburtsort von Jeanne d’Arc – in Deutschland ist sie besser bekannt als Johanna von Orléans. Sie ist die Schutzheilige Frankreichs und spielte eine nicht unwichtige Rolle im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England im 14./15. Jahrhundert. Ein faszinierende historische Persönlichkeit – aber dazu später noch mehr …

Samstag, 3. September 2022

Frühmorgens starte ich, per Bus und Zug geht es in die älteste Stadt Deutschlands, mein letztjähriges Ziel: Trier. Am frühen Nachmittag komme ich an und gehe durch die Porta Nigra zum Domforum gegenüber der Bischofskirche. Hier hole ich mir den ersten Stempel. Im Forum ist gerade ein anderer Kunde – ein ehemaliger Pilger, der bereits in Santiago gewesen ist. Er wünscht mir Buen Camino.

Und auf selbigen Weg mache ich mich nun, leider fängt es an zu tröpfeln, der Poncho hat gleich seinen ersten Einsatz. Die Pilgerkirche Sankt Matthias wollte ich mir eigentlich ansehen, aber wegen einer Hochzeit ist diese nicht zugänglich. (Letztes Jahr hatte ich im Domforum eine Pilgerurkunde erhalten, auf der bestätigt wurde, dass ich am Grab des Apostels Matthias gebetet hätte – habe ich nie getan, aber jetzt wollte ich es mir zumindest ansehen. 😅)

Immer auf dem Radweg entlang der Mosel geht es in südwestlicher Richtung aus der Stadt, bis zur Mündung der Saar in die Mosel. Im Örtchen Konz ist die erste Etappe schon geschafft und ich baue mein Zelt auf dem Campingplatz direkt am Flussufer auf. Abends kommt sogar doch nochmal die Sonne raus. Nachdem ich im Ort noch schnell im Bioladen ein bisschen Verpflegung für morgen eingekauft habe, esse ich in der Gaststätte am Platz ein ziemlich gutes Schnitzel.

Gasthaus an der Saarmündung
Am Moselufer 1
54329 Konz
GPS: 49.70468870302017, 6.573884834446131

Sehr leckeres Essen! In der Abendsonne auf der Terrasse sehr gemütlich, nur die nahe Bahnbrücke sorgt für etwas übertriebene Hintergrundgeräusche. Service einwandfrei.

Ich gehe früh schlafen, war ein langer Tag und Zugfahren kann echt anstrengend sein. 😊

Übernachtung:
Campingplatz Konz
Am Moselufer 1
54329 Konz
GPS: 49.70468870302017, 6.573884834446131
Website
Preis: 13,00 € (1 Person mit Zelt, ohne Strom)

Ein kleiner, aber feiner Campingplatz, der auch Campingfässer und Campinghütten anbietet. Die Bahnlinie ist nachts deutlich zu hören, selbst Ohrstöpsel helfen da nur bedingt. Die Lage direkt am Fluss ist dennoch unschlagbar.

Sonntag, 4. September 2022

Nachdem Zelt, Schlafsack, Isoluma und der ganze andere Kram im Rucksack verpackt sind, geht es los. Die Welt ist in Nebel gehüllt, ich mag diese geheimnisvolle Stimmung, vor allem an Flüssen. Zunächst nochmal ins Zentrum von Konz, dort finde ich einen Bäcker, der ein großes Frühstücksbuffet anbietet. Hier kann ich mich gut stärken und auch noch was für unterwegs einpacken.

Café-Treff
Granastraße 60
54329 Konz
GPS: 49.69979313145455, 6.5735414331548805

Nun überquere ich die Saar und ein langer asphaltierter Weg führt mich nach Tawern, der Nebel ist inzwischen von der Sonne weggeheizt worden. Am Ortseingang ist der Friedhof, dessen Kapelle über eine Außenkanzel verfügt. Hab‘ ich noch nie gesehen. Ich komme ins Gespräch mit einem Gassigänger, der mich ob des Ortsnamens korrigiert: ich hatte ihn TAwern ausgesprochen, es muss aber TawErn heißen. Mit der richtigen Betonung erkennt man auch gleich den Ursprung. 😉 Am gegenüberliegenden Berg kann man bereits den rekonstruierten Merkur-Tempel aus gallorömischer Zeit sehen, dort komme ich später noch vorbei.

Im Ort gehe ich eine kleine zusätzliche Schleife, ich möchte an der Kirche vorbeigehen, um einen Stempel zu erhaschen. Die Türen der katholischen Kirche stehen offen und von innen dringt Gesang nach außen. Ich gehe vorsichtig und leise hinein, bleibe hinter den letzten Bänken stehen und lausche. Der Kirchenchor singt ganz wunderbar, einmal setzt er ganz plötzlich, während nur die Gemeinde singt, mit einem „Hosianna!“ ein. Wow, das sorgt für Gänsehaut. Ein toller Moment, den ich da erwischt habe! Als die Kommunion beginnt, kümmere ich mich um den Stempel und gehe dann weiter.

Den Berg hinauf durch schönen Laubwald erreiche ich nun die Ausgrabungen und den rekonstruierten Merkur-Tempel. Die Aussicht ins Moseltal bis nach Trier und darüber hinaus ist klasse! Ich fühle mich an den Puy-de-Dôme erinnert, auch wenn der deutlich höher ist als dieser Berg – aber auch dort haben die Römer einen Merkur-Tempel erbaut und die Sicht nach unten ist spektakulär.

Merkur war der Gott der Händler, der Reisenden – und der Diebe. Er hat sich also um alle gekümmert, die irgendwie unterwegs sind. Dann hoffe ich mal, dass er auch ein bisschen über mich wacht. Der Tempel liegt an der bereits in der Antike wichtigen Straßenverbindung von Metz nach Trier und zog vermutlich viele römische Pilger an. Die Ausgrabungen fanden 1986/87 statt und förderten viele interessante Artefakte zu Tage. Der Haupttempel wurde rekonstruiert und ist schon von Weitem zu sehen.

Mehr Infos zu Tawern und dem römischen Tempelbezirk: https://www.roemisches-tawern.de/

Ich streife durch das Gelände und lese begierig die Infotafeln; hier wurde auch ein Bildnis der keltischen Göttin Epona gefunden, das im Rheinischen Landesmuseum in Trier zu sehen ist. Dieses Museum muss ich bei anderer Gelegenheit auch mal besuchen …

Der Pilgerweg führt mitten durch den Tempelbezirk und dann an Feldern und Wiesen entlang weiter nach Fisch. Inzwischen ist es sogar fast heiß in der Sonne. In Fisch kann man an einem „Viezomat“ den namensgebenden Apfelwein (im hiesigen Dialekt „Viez“, französischem Cidre oder hessischem Äbbelwoi ähnlich) und weitere Hoferzeugnisse ziehen. Am Ortsausgang lässt sich eine hübsche getigerte Katze gerne streicheln, was auch mich glücklich macht. Durch Wald erreiche ich eine einsam gelegene kleine Kirche, die dem Heiligen Jakobus geweiht ist. Muss ich mir natürlich ansehen – da sie gerade renoviert wird, sehe ich jedoch nicht viel. Innen wie außen Baugerüste und Fangnetze. Trotzdem gibt es einen Stempel!

Hinter Merzkirchen rufe ich bei meiner nächsten Unterkunft an und melde, dass ich in etwa einer Stunde ankomme. In brütender Hitze geht es über eine fast schnurgerade alte Römerstraße weiter, die Aussicht ist fantastisch. Auch im Saargau erscheint der Himmel fast endlos. In der Ferne kann man die Kühltürme des Kernkraftwerks Cattenom in Frankreich sehen. Diese Aussicht gefällt mir nicht so gut. 🫤 Bald ist der Abzweig nach Sinz erreicht, um viertel vor sechs erreiche ich das Hotel. Das war eine ordentliche Etappe heute! Ich ruhe mich erstmal im Zimmer aus und bekomme dann auf der Terrasse eine kleine Brotzeit als Abendessen, heute ist Ruhetag im Restaurant. Die nette Besitzerin gibt mir zur „Beschäftigung“ ein Fotobuch – sie ist mit ihrer Schwester vor ein paar Jahren die letzten 220 Kilometer nach Santiago gepilgert.

Ich plane die morgige Etappe um, damit sie kürzer ist. Statt in Montenach werde ich in Sierck-les-Bains Station machen, dort gibt es einen Campingplatz. Das Städtchen kenne ich bereits flüchtig – es wird überhaupt eine Tour der Erinnerungen werden. 2011 bin ich mit meinem Kastenwagen die Mosel von der Quelle bis zur Mündung entlang gereist. Der Pilgerweg führt nun auch immer wieder an Moselorte.

Übernachtung:
Landgasthaus Birkenhof
Saarbrücker Str. 9
66706 Perl
GPS: 49.53105856402385, 6.424970261835629
Website
Preis: 65,00 € Ü/F

Sehr nettes Gasthaus nur wenig abseits vom Camino. Die Besitzer sind sehr nett, ebenso ihr Personal. Die Zimmer sind schön und zweckmäßig. Das Frühstücksbuffet bietet genug Auswahl – auch wenn mir persönlich ein normaler Schwarzer Tee gefehlt hat, Earl Grey ist da einfach kein Ersatz. 😊
Da die Herrin des Hauses selbst mal gepilgert ist, hat sie für uns Wanderer sehr gute Tipps parat. Bei der telefonischen Buchung am Abend zuvor, erzählte sie mir vom Viezomaten und dass es am Weg sonst keine Einkehrmöglichkeit gibt. So konnte ich mich entsprechend vorbereiten. Und selbstverständlich bekommt man hier einen Pilgerstempel mit Muschelmotiv! Wie man den Stempel in Perl findet, erklärt sie auch noch gleich mit. 👍🏻

Montag, 5. September 2022

Das Frühstückbuffet sorgt für eine gute Grundlage für den Tag. Nachdem ich auch den schönen Pilgerstempel auf meinen Brief gesetzt bekommen habe, geht es wieder los. Am diesem Morgen riecht es zwar irgendwie herbstlich, aber es immernoch sommerlich warm. Von Sinz geht es durch Felder wieder auf die Höhe, zurück zum Jakobsweg. Der nächste Ort ist Borg, die dortige Rekonstruktion der römischen Villa schaue ich mir bei anderer Gelegenheit mal an, die steht schon länger auf meiner Liste.

Die Villa Borg ist eine vollständig rekonstruierte römische Villa aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr., sie ist das Herzstück des Archäologieparks. Die Reste wurden ab 1986 ausgegraben und in den 1990er Jahren wurde die Rekonstruktion durchgeführt. Die Villa und ihre Außenanlagen sind auch oft Drehort für Dokumentationen über die Zeit der Römer. Weitere Infos unter https://www.villa-borg.de/

Von unterwegs reserviere ich telefonisch meine Unterkunft für die übernächste Nacht in Kédange-sur-Canner. Ich bin ein bisschen stolz, dass das Telefonat komplett auf französisch funktioniert. Der nette Herr spricht dankenswerter Weise sehr deutlich und in einem guten Tempo, sodass ich alles verstehe. 😅

Über eine Brücke überquere ich die A 8, nach einer Kurve des Wegs dann eine Wegsperre mit dem Zeichen „Verbot für Fahrzeuge aller Art“, das runde weiße mit dem roten Rand. Na ja, ich bin ja kein Auto oder Motorrad oder Fahrrad, sondern Fußgänger – also gehe ich weiter bergab. Und dann erscheint vor mir die Ursache für die Sperrung: Waldarbeiter wollen am Rand der schmalen Straße ein paar Bäume fällen oder zumindest Äste abschneiden. Einer entdeckt mich und erhebt den Zeigefinger mit vorwurfsvollem Blick. Ich frage „wieso?“ – „Der Weg ist doch gesperrt.“ – „Ja, aber nur für Fahrzeuge.“ 😁 Er nimmt’s locker und meint zu einem seiner Kollegen „wir haben da oben ein Schild vergessen“. Da sie noch nicht richtig angefangen haben, darf ich schnell weitergehen. Auf einen Umweg hätte ich auch keine Lust gehabt.

Durch nicht sehr steile Weinberge geht es hinunter in den Ort Perl. Meine Gastgeberin von gestern hat mir genauestens beschrieben, wo ich an der Kirchmauer das Schränkchen finde, in dem der Pilgerstempel versteckt ist. Es ist nämlich innen neben einem Tor angebracht. Ohne die Erklärung hätte ich das wohl nicht gefunden. Dann kehre ich für das Mittagessen am Hauptplatz ein, zu einem Salat trinke ich einen Elbling, diese Rebensorte kenne ich noch nicht. Mh, Riesling bleibt mein Favorit. Anschließend geht es weiter, mit kurzem Halt am barocken Palais Nell, dessen Garten auf der anderen Seite der Straße ich mir anschaue sowie die kleine Kapelle, die dem Heiligen Quirinius geweiht ist. Schön kühl hier! Der Weg führt nun bergab und die Mosel kommt wieder in Sicht.

Kurz nachdem ich Perl verlassen habe, überschreite ich wortwörtlich die Grenze nach Frankreich. Da erblicke ich den Eiffelturm … Moment mal … bin ich irgendwo falsch abgebogen?! 🤔 Nein, alles okay, es ist nur eine stark verkleinerte Ausgabe des berühmten Wahrzeichens von Paris und ganz Frankreich. 😉 Der Wanderweg ist jetzt meistens mit einer Markierung in rot-weiß gekennzeichnet, ein sogenannter GR.

Die Abkürzung GR steht für „Grande Ranndonnée„, französisch für „Große Wanderung“ – es handelt sich also um französische Fernwanderwege. Es gibt 23 Strecken durch unterschiedlichste Landschaften, berühmt ist z.B. der GR 20, der quer durch die Bergwelt Korsikas führt. Der GR 65 deckt die Strecke von Genf über Le-Puy-en-Velay nach Saint-Jean-Pied-de-Port ab und ist somit Teil des Jakobswege-Netzes. Auf der Website der Fédération Française de la Randonnée pédestre findet man alle Wege inklusive Karte aufgelistet.

Gegenüber liegt Schengen auf luxemburgischer Seite. Dem dort geschlossenen „Schengener Abkommen“ von 1985 verdanken wir das freie Reisen innerhalb Europas ohne Grenzkontrollen. Auf einem Radweg geht es wieder an der Mosel entlang, dann kommt das Schloss der Herzöge von Lothringen in Sicht, eine Burgruine, die über Sierck-les-Bains thront. Hier war ich schon einmal, hatte das Städtchen aber irgendwie lebhafter in Erinnerung. Vieles wirkt sehr heruntergekommen, dabei könnte es mit ein bisschen Mühe so adrett sein!

Als erstes gehe ich zum office de tourisme (im Folgenden: OdT), um nach dem Stempel zu fragen. Und schon prangt das Stadtwappen von Sierck auf meinem Brief. Auch eine Liste der Privatunterkünfte am Jakobsweg in Lothringen bekomme ich hier, sehr gut! Jetzt noch ein Stück an der Mosel entlang gehen und dann habe ich mein heutiges Ziel erreicht, den Campingplatz von Sierck direkt am Moselufer. Da ich manchmal ein bisschen redselig bin, erzähle ich bei der Anmeldung, dass ich auf dem Pilgerweg bin. Die Dame fragt mich nach dem Stempel – ja, den habe ich schon bekommen. Ob sie ihn sehen darf – ja klar. Und dieses Vorzeigen des Pilgerbriefes sorgt dafür, dass ich keine Stellplatzgebühr zahlen muss! Ich darf mein Zelt hinter der Rezeption auf der Wiese aufbauen, wo eigentlich gar kein Stellplatz ist. Unter einem Baum, direkt am Ufer und von dort ein unverbauter Blick zur Altstadt mit Burg. Klasse!

Nachdem alles aufgebaut ist, schreibe ich am Tisch vor der Rezeption in meinem Tagebuch. Später kommt ein Mann dazu, mit dem ich mich trefflich auf französisch unterhalte. Er lebt hier in Sierck, ist 90 Jahre alt, Witwer und geht den Jakobsweg auch in Etappen. Wir reden über dieses und jenes, auch er spricht mir zuliebe langsam und deutlich. Nach seiner Verabschiedung gehe ich zum Zelt zurück und esse aus meinem Proviant zu Abend. Als es dunkel wird, stelle ich mich ans Flussufer und schaue zur illuminierten Burg – ein schöner Tagesabschluss.

Übernachtung:
Camping Municipal „Les Tilleuls“
4 Chemin des Tilleuls
FR-57480 Sierck-les-Bains
GPS: 49.4454459571112, 6.3490021053371
Website

Preis: für Pilger gratis
😁

Ein netter kleiner Camingplatz zwischen Mosel und Bahnlinie, der teils durch Hecken in kleinere Areale abgeteilt und von vielen großen Bäumen bestanden ist. Wahrscheinlich Linden, wenn man dem Namen nach geht. (Diese Vokabel lerne ich allerdings erst am Ende meiner Tour auf sehr einprägsame Weise …)

Dienstag, 6. September 2022

In der Nacht ist ein Gewitter über das Moseltal gezogen, aber als ich aufstehe und das Zelt abbaue, scheint schon wieder die Sonne. So kann das Zelt glücklicherweise trocken verpackt werden. Zum Frühstück gibt es croissants und einen café an der Rezeption – typisch französisch eben. An der Mosel entlang gehe ich zurück ins Zentrum von Sierck und biege wieder in die Hügel oberhalb des Flusses ab. Ich werde die Mosel erst in Metz wiedersehen. Ein Schild an einer Hauswand lässt mich wissen, dass es von hier noch 2.430 Kilometer bis nach Santiago sind. 😮 Da habe ich ja noch einiges vor … Metz ist nur überschaubare 60 Kilometer entfernt.

Nach einem Wohngebiet führt der Weg durch schönen Laubwald und später kurz an der Straße entlang, nach Montenach. Ein hübsches kleines Dorf, das mich an Arloff in der Eifel erinnert. Hinter dem Ort geht’s bergauf und dann durch abgeerntete Felder auf einer Art Hochebene. Einmal kreisen sage und schreibe vier Rotmilane über mir am Himmel! Ein toller Anblick, wie sie in endlosen Kreisen lautlos durch die Luft gleiten. Einer Straße folgend komme ich nach Haute-Sierck, dahinter führt der Weg fast schnurgerade durch einen Wald, knickt nur einmal im rechten Winkel ab. An dem Knick steht eine moderne Pilgerstele. Leider steht die dortige Bank in der prallen Sonne, weshalb ich sie nicht für eine Mittagsrast nutze. Hinter dem Wald geht es über Feldwege weiter. Kurz vor Sainte-Marguerite ist da ein Wegkreuz, daneben ein mittelgroßer Baum. In dessen Schatten lasse ich mich auf der Wiese nieder, ruhe aus und stärke mich mit meinem Proviant. Der perfekte Rastplatz!

Nach dem Ort muss ich an einer schmalen Landstraße entlang laufen, kein Vergnügen. Viele Autos sind unterwegs und nicht gerade langsam. Immerhin halten sie im Großen und Ganzen gut Abstand. Ich bin froh, als ich endlich wieder auf einen Feldweg abbiegen muss, der in einen Wald führt. In selbigem finden sich Bunkeranlagen, Reste der Maginot-Linie. In der Eifel hatte ich die Befestigungen der Deutschen gesehen, den Westwall. Hier jetzt also die Befestigungen der Franzosen. Ich bin so froh, dass diese sogenannte „Erbfeindschaft“ überwunden ist und Franzosen und Deutsche heute in Frieden miteinander leben. Der Wald spiegelt diesen Frieden irgendwie, mit seinen großen Eichen und anderen Laubbäumen ist er einfach herrlich!

Es folgt der Abstieg ins Tal des Canner und schon habe ich Kédange-sur-Canner erreicht. Gegenüber meines Hotels ist die Kirche, wo ich zuerst hingehe – leider kein Stempel. Im Hotel, das eher wie ein Motel wirkt, beziehe ich mein Zimmer und mache mich frisch. Das Abendessen nehme ich im Restaurant des Hotels ein, das wider Erwarten richtig gut ist. Kochen haben die Franzosen einfach drauf!

Übernachtung:
Hôtel de la Canner **
4 Rue de l’Église
FR-57920 Kédange-sur-Canner
GPS: 49.30795424046964, 6.33859911785239
Website
Preis: Ü/F 72,50 €

Das Hotel einfach eingerichtet mit allem, was benötigt wird. Die Zimmer sind von außen über Terrasse oder Balkon zugänglich und so leider auch etwas dunkel, da der obere Balkon oder der Dachüberstand die Fenster im Schatten lassen. Das Restaurant war an jenem Abend gut besucht, was bei der guten Qualität kein Wunder ist. Draußen auf der Terrasse sitzt man lauschig unter Bäumen und Lichterketten.

Tipp
Im Laufe dieser und der nächsten Jahresetappe habe ich gelernt, dass sich für Pilger die sogenannte soirée étape oft sehr lohnen kann. Dieses Preismodell beinhaltet Abendessen, Übernachtung und Frühstück – klingt also nach normaler Halbpension. Ist aber oft noch günstiger, weil es ursprünglich ein Preismodell für Geschäftsreisende ist und häufig nur für eine Übernachtung gilt. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei einer Reservierung danach zu fragen.

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