Burgund 2017 – 1. Teil: Von Châtillon-sur-Seine nach Saulieu

Vorwort

Diese Reise stand unter dem Motto „Kelten, Klöster und kulinarische Genüsse“. Da ich sehr an Geschichte interessiert bin, kann ich kaum ein Monument links liegen lassen. Innerhalb meines Reiseberichtes sind immer wieder Passagen als

Zitat gekennzeichnet. Dies sind jedoch keine Zitate, sondern sozusagen Hintergrundinfos. Das kann z.B. Geschichtliches oder Architektonisches sein. Wenn dich soetwas nicht interessiert, dann kannst du diese Passagen getrost ungelesen überspringen.

Ich unterteile die Reise in kleinere Abschnitte, um die einzelnen Beiträge nicht zu lang werden zu lassen. Am Ende jedes Tages führe ich die gefahrenen Kilometer, den Übernachtungsplatz und dessen Gebühr (jeweils eine Person, mit Strom, pro Nacht) auf. Vielleicht sind diese Infos ja für dich irgendwann mal nützlich 😀


Samstag, 3. Juni

Von zuhause ging es über Koblenz und Trier nach Luxemburg und weiter nach Süden über die Grenze nach Frankreich. Über Mittag machte ich eine ausgedehnte Pause in Toul, dessen gotische Kathedrale Saint Etienne nebst Kreuzgang (13. bis 15. Jhdt.) ich mir ansah.

Ab hier fuhr ich nun nur noch über Landstraßen durch das schöne Lothringen. Am Nachmittag erreichte ich nach exakt 600 Kilometern meine erste Station in Burgund: Châtillon-sur-Seine. Der Campingplatz liegt auf einem Felsen, direkt daneben die hübsche romanische Kirche Saint Vorles (den Campingplatz hatte ich durch ein Mitglied im Kastenwagenforum entdeckt, der ihn in seinem Reisebericht erwähnt hatte – Dank an fritzi47! 🙂 ). Am Fuß des Felsens liegt die Quelle der Douix, wohl einst eine keltische Kultstätte. Die Karstquelle mündet nach wenigen Metern in die Seine.

Der überschaubare Campingplatz liegt fast komplett unter Bäumen, nebenan ist ein Schwimmbad und die Altstadt ist zu Fuß sehr schnell erreichbar. Die modernen Sanitäranlagen sind per Zahlencode zu öffnen. Tipp: Falls der Besuch des Stadtmuseums (Musée du Châtillonais) geplant ist, an der Rezeption nach einem Rabatt fragen! Ich konnte so 50 % auf den Eintritt sparen.

Das Abendessen nahm ich in einer Bar in der Innenstadt ein, fast direkt an der Seine. Eine kleine Wurst-und-Käse-Platte mit einem Chablis. Noch wollte ich Kalorien sparen. 😉

Gefahrene Kilometer:
600

Übernachtung:
Camping Louis Rigoly**
Esplanade Saint Vorles
21400 Châtillon-sur-Seine
GPS: 47.859423, 4.579765 oder 47°51’33.9″N 4°34’47.2″E

Preis:
€ 11,80

Pfingstsonntag, 4. Juni

Morgens um neun Uhr kam ein kleiner Bäckerwagen auf den Platz gedüst, an dem man sich mit Croissants, Pain du Chocolat und natürlich Baguette versorgen kann. Ich war am Ende der Schlange und bekam leider kein Pain du Chocolat mehr ab. 🙁

Den Vormittag über konnte ich das Auto auf dem Campingplatz stehen lassen (nicht so wie in Deutschland: „der Platz muss bis elf Uhr geräumt werden“) und ging zu Fuß wieder in die Stadt, um mir im Musée du Châtillonais den „Schatz von Vix“ anzusehen. Tipp: mit der Eintrittskarte von hier erhält man am MuséoParc von Alésia und im Museum Bibracte einen Nachlass, das nennt sich dann „le pass archéo“ (Stand 2017).

Am Mont Lassois in der Nähe des Ortes Vix wurde das Grab einer Frau aus der Eisenzeit ausgegraben. Anhand der Funde konnte das Grab in die keltische Epoche der Hallstattzeit datiert werden. Neben einem Begräbniswagen, diversem Schmuck und allem Zubehör für ein Trinkgelage im Jenseits wurde auch die sogenannte „Vase von Vix“ gefunden, ein 1,64 m hohes Bronzegefäß. Hierin wurde der Wein für das Gelage gelagert, man schöpfte ihn mit kleineren Gefäßen heraus. Dieses auch „Krater“ genannte Objekt ist das größte jemals gefundene antike Bronzegefäß. Es wurde vermutlich im heutigen Italien oder Griechenland hergestellt und zeigt, wie weit verzweigt die Handelsnetze der Kelten waren.

Der Krater ist sehr beeindruckend, ist er doch beinahe genauso groß wie ich selbst bin! 🙂 Die Ausstellung ist gut präsentiert, alle Objekte lassen sich gut betrachten, die Informationen sind reichhaltig und leicht verständlich. Man erhält einen Audioführer, auch auf Deutsch. Daneben gibt es auch Ausstellungen zur Stadtgeschichte und zum napoleonischen General Marmont, ein Sohn der Stadt.

Nachdem ich den Felsen wieder erklommen hatte, ging es nun mit dem Micro-Camper weiter, zum nächsten Ziel. Lediglich eine halbe Stunde Fahrt entfernt gelangte ich in ein verträumtes Flusstal, in dem sich die ehemalige Zisterzienserabtei Fontenay befindet.

Die Abtei von Fontenay wurde 1118 von Bernhard von Clairvaux gegründet. Sie ist im romanischen Stil erbaut, der an sich schon recht schlicht ist. Die Zisterzienser dulden keinerlei unnötigen Zierrat und so ist die Architektur dieses Ordens stets von Klarheit und Natürlichkeit geprägt. Große Kirchtürme fehlen ganz, nur ein Dachreiter oberhalb der Vierung der Klosterkirche ist erlaubt. Auch die Fenster sind oft nur in Grautönen gehalten, sogenannte „Grisailles“. Während der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgelöst und wenig später in eine Papierfabrik umgewandelt. 1906 wurde die Anlage verkauft und der neue Besitzer sorgte dafür, dass diese wunderschöne Klosteranlage in ihrer ursprünglichen Schönheit bewahrt wurde. Heute ist Fontenay Weltkulturerbe der UNESCO und ein Ort, an dem man die Weltabgewandheit und innere Ruhe der Zisterzienser sehr gut nachempfinden kann.

Für mich war Fontenay schon in der Planung DAS absolute Highlight und auch im Nachhinein betrachtet ist es das. Hier fiel es mir relativ leicht, mir das Leben der Mönche im 12. Jahrhundert vorzustellen. Die schlichte Erhabenheit der Anlage zog mich in ihren Bann, sodass ich sogar ein Picknick innerhalb des Kreuzgangs für ein Sakrileg hielt und dieses lieber im Klostergarten zelebrierte. Auch konnte ich einige Parallelen zur Zisterzienserabtei in Eberbach im Rheingau entdecken: die sehr ähnliche landschaftliche Lage und die einfach gestaltete, dennoch schlicht überwältigende Klosterkirche.

Zum Abschluss des Tages fuhr ich dann weiter nach Flavigny-sur-Ozerain. Das mittelalterliche Stadtbild hat sich gut erhalten, berühmt ist der Ort aber vor allem für seine Anis-Bonbons. Die Fabrik ist in einem ehemaligen Kloster untergebracht und kann besichtigt werden (ich habe das nicht gemacht, aber Bonbons als Souvenir mitgenommen). Mich hat der Ort etwas enttäuscht, denn er wirkte sehr ausgestorben, viele Häuser waren längst nicht mehr bewohnt oder standen zum Verkauf. Richtig schönes Flair wollte (zumindest aus meiner Sicht) nicht aufkommen. Schade.

Dieses Gefährt würde sich für einen Campingausbau auch bestens eignen! 😀

Für die Übernachtung folgte ich aufs Geratewohl der Ausschilderung eines Campingplatzes in Venarey-Les Laumes. Ein Glücksgriff: der städtische Campingplatz Alésia ist überschaubar und sehr gepflegt, liegt am Ende einer Wohnsiedlung. Der Ortskern mit Bahnhof und allen nötigen Geschäften ist zu Fuß schnell zu erreichen.

An diesem Abend kochte ich dann das erste Mal im Auto, ein einfaches One-Pot-Rezept mit Nudeln.

Gefahrene Kilometer:
72

Übernachtung:
Camping Municipal Alésia***
Rue du Docteur Roux
21150 Venarey-Les Laumes
GPS: 47.544105, 4.450482 oder 47°32’38.8″N 4°27’01.7″E

Preis:
€ 10,95

Pfingstmontag, 5. Juni

Der nette Monsieur an der Rezeption hatte mir gestern Auskunft gegeben, wo ich einen Bäcker finde, der am Feiertag geöffnet hat. So ergab sich die Gelegenheit eines schönen morgendlichen Spaziergangs. Nachdem der Micro-Camper wieder in den Fahrmodus versetzt war, fuhr ich die extrem lange Strecke (ca. fünf Minuten 😉 ) zum MuséoParc Alésia in Alise-Sainte-Reine.

Am Mont Auxois fand 52 v. Chr. die letzte Schlacht des „Gallischen Krieges“ zwischen Cäsar und den auftständischen Galliern statt. Deren Anführer Vercingetorix, vom Stamm der Arverner, hatte den Hauptort des Stammes der Mandubier, das Oppidum Alésia, als Schlachtort ausgewählt. Die Gallier verschanzten sich auf dem Hügel hinter den Stadtmauern. Sie vertrauten auf die Verstärkung, die in Form der Reiterei verbündeter Stämme Cäsar in den Rücken fallen sollte. Cäsar jedoch wusste sich zu helfen. In einer logistischen Meisterleistung ließ er zunächst um den Mont Auxois einen Belagerungsring aus Holz errichten. Ein zweiter Ring wurde zur Außenseite hin gebaut, sodass die Römer sich sowohl gegen die Truppen in Alésia als auch gegen die von außen kommende Reiterei verteidigen konnten. Als die Vorräte in der mandubischen Stadt zur Neige gingen, schickte Vercingetorix alle kampfunfähigen Zivilisten hinaus, in der Hoffnung, die Römer würden sie aufnehmen oder wenigstens durchziehen lassen. Cäsar erfüllte diese Hoffnung nicht – Alte, Frauen und Kinder kamen elendig um in dem Niemandsland zwischen Belagerten und Belagerern. Vercingetorix musste seine Niederlage erkennen und unterwarf sich dem römischen Feldherrn.

Fleißige Asterix-Leser werden sich an das Bild erinnern, wie Vercingetorix Cäsar seine Waffen zu Füßen „legt“ und dieser beinahe vom Stuhl fällt. 😉

Das Museum selbst ist noch recht neu, das Gebäude für sich ist schon beeindruckend. Ich löste gleich den kompletten Eintritt, auch für die Ausgrabungen der gallorömischen Stadt auf dem Mont Auxois. Als ich eintraf, begann gerade hinter dem Museum eine Vorführung gallischer Kriegstaktik und Bewaffnung. Hier sind auch die beiden Belagerungsringe auf einigen Metern rekonstruiert. Im Museum selbst hatte ich sehr viele Informationen zu verarbeiten, wobei man die Menge selbst regulieren kann, es gibt viele Touchscreens mit weiterführenden Informationen, der Audioführer gibt auch vieles her. Es geht im Museum nicht nur um die Schlacht selbst, sondern auch um die Bemühungen Napoleons III., den Schlachtort ausfindig zu machen. In einem kleinen Kinosaal sah ich mir einen gut gemachten Film an, der den Verlauf der Schlacht erklärte, mit einer topografischen Karte mit Lichteffekten vor der Leinwand.

Vom Dach des Museums genoss ich einen tollen Rundblick über das ehemalige Schlachtfeld. Nun fuhr ich den Mont Auxois hinauf (sehr steile Anfahrt!) und wendete mich der Westspitze des Hügels zu, wo ich die Statue des Vercingetorix vorfand, die Napoleon III. errichten ließ. Zu Füßen des Arvernerfürsten machte ich ein Picknick im Schatten.

Dann ging es zu Fuß auf die östliche Hälfte des Hügels, wo die Grundmauern der gallorömischen Stadt Alésia zu besichtigen sind. Hier braucht es schon ein bisschen Fantasie, um aus den Resten eine geschäftige Stadt erstehen zu lassen. Überreste der keltischen Siedlung gibt es keine. Die Kelten bauten fast nur mit Holz, deshalb ist es ungemein schwieriger, Siedlungsreste zu finden.

Anschließend fuhr ich weiter zum nächsten Ziel: Semur-en-Auxois. Wieder ein mittelalterliches Städtchen, aber gerade an diesem Wochenende alles andere als „ausgestorben“ – vor den Toren der Stadt war Kirmes, innerhalb der Altstadt war überall geflaggt. Ein schöner Rundgang führte mich durch die Stadt und dann außerhalb der Stadtmauer zum Fluss, von wo aus man ein tolles Panorama von der Stadt mit ihren diversen Türmen genießen kann. In einem Café frönte ich dann bei einem Eis dem „Leute gucken“.

Auf dem Weg zu einem Stellplatz, der eigentlich Strom bieten sollte, dann aber keinen hatte, weshalb ich wieder zurückfuhr, nahm ich wenigstens noch schnell die Butte de Thil mit. Das ist im Grunde nicht mehr als ein Hügel, mit einer Burgruine und einem ehemaligen Kloster. Beide Gebäude waren an dem Nachmittag nicht mehr zugänglich und ein angeblicher Rundweg um die Butte irgendwie nicht auffindbar. Einziger Pluspunkt: die Aussicht ist schon recht bemerkenswert. Angeblich kann man, bei klarem Wetter, bis zum Mont Blanc sehen. 🙂

Für den Campinplatz musste ich dann bis Saulieu weiterfahren, ein anderer in Précy-sous-Thil, den ich mir zuhause herausgesucht hatte, schien nicht mehr zu existieren. Der städtische Campingplatz von Saulieu genügte aber meinen Ansprüchen, ein hübscher Platz mit hohen Hecken, die einzelne Areale etwas abgrenzen. Viennoiserie kann man in der Rezeption bestellen. Die Sanitärgebäude sind etwas altbacken, aber erfüllen ihren Zweck. Auch am heutigen Tag kochte ich in meiner Mini-Kombüse ein Nudelgericht.

Gefahrene Kilometer:
73

Übernachtung:
Camping de Saulieu***
Route de Paris
21210 Saulieu
GPS: 47.289306, 4.224015 oder 47°17’21.5″N 4°13’26.5″E

Preis:
€ 18,60

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