Südtirol Juli 2020 – 1. Teil: von Rothenburg nach Karersee

Während einer gewonnenen West-Kanada-Reise im Juli 2002 verliebte ich mich in die Bergwelt der Rocky Mountains. Seitdem wollte ich „mal richtig in den Alpen“ Urlaub machen. Bis dato beschränkte sich die Wunscherfüllung nur auf zwei, drei Durchfahrten, die zwar teils spektakulär waren, aber eben nur kurze Stippvisiten. Dieses Jahr MUSSTE es einfach klappen! Auch Corona konnte mir keinen Strich durch die Rechnung machen, ich musste nur den Urlaub vom Juni auf den Juli verlegen. Eigentlich wollte ich ja über das Timmelsjoch anreisen, das war aber wegen eines Felssturzes noch gesperrt …

Freitag, 10. Juli

Ich kann es kaum abwarten, mich auf den Weg in die Alpen zu machen! Also arbeite ich heute nur einen halben Tag. Der Micro Camper ist schon fertig gepackt. Beim Losfahren ertönt im Radio eine Werbung für Urlaub in Südtirol. Na, wenn das mal kein gutes Omen ist! 😀 Der Kilometerzähler rattert und rattert, einen guten Teil der Anfahrt bringe ich schon heute hinter mich. In Rothenburg ob der Tauber fahre ich ab und lenke den Camper zu einem der städtischen WoMo-Stellplätze, der bereits gut belegt ist. Mit dem Berlingo finde ich noch eine passende kleine Lücke. Zum Abendessen gehe ich in die schöne, mittelalterliche Stadt.

Rothenburg ob der Tauber liegt nicht umsonst an der „Romantischen Straße“. Das Städtchen hat eine komplett erhaltene Stadtmauer, die man auch begehen kann. Die schmucken Steinhäuser aus der Renaissance zeugen vom vergangenen Reichtum Rothenburgs. Irgendwann lief die moderne Entwicklung aber an vielen fränkischen Städten vorbei und so wurden sie quasi konserviert und sind heute wahre Touristenmagnete. In Rothenburg gibt es schon lange Nachtwächterführungen, noch bevor diese ein allgemeiner Trend wurden.

Ich sitze an diesem lauen Abend auf dem Marktplatz und lasse mir deftige fränkische Bratwürste schmecken.

Ratsstube
Am Markt 6
91541 Rothenburg
Website

Die zwei gebratenen Würste haben für ihren Weg zu mir fast eine halbe Stunde gebraucht, aber der Geschmack überzeugte. Die Plätze im Freien sind natürlich Ambiente pur, vor allem in der schönen Abendstimmung.

Danach spaziere ich durch die Gassen und über die Stadtmauer. Der Abend endet früh, morgen habe ich ja noch ein Stück Straße vor mir.

Übernachtung:
Wohnmobilstellplatz Rothenburg P2
Nördlinger Str. 6
91541 Rothenburg ob der Tauber
GPS: 49°22’13.8″N 10°10’59.9″E oder 49.370505, 10.183298
Website
Preis: 12,00 €

Großes Areal nur für Wohnmobile, mit gepflegtem Toilettenhaus. Strom und Ver- und Entsorgung gibt es auch. Den Preis mag man happig finden (tue ich im Grunde auch), aber es sind nur wenige Schritte und man steht direkt an einem der schönen Stadttore von Rothenburg. Der Stellplatz ist durch Bäume und Hecken recht gut von der Hauptstraße abgeschirmt.

Gefahrene Strecke: 320 Kilometer

Samstag, 11. Juli

Den Stellplatz verlasse ich früh, kaufe unterwegs Brötchen und frühstücke auf einem Rastplatz. Der Blick ins Grüne ist mir jedoch verwehrt, diese begehrten Parkbuchten sind für E-Autos reserviert. Unfair sowas … die sind doch schon grün genug! 😉 Auf der A 7 geht es weiter südwärts, dann in den Tunnel bei Füssen und auf der anderen Seite bin ich schon in Österreich. Die Berge werden immer höher, ich muss mich zwingen, auf die Straße zu achten. 😉 Am Zugspitzblick halte ich kurz an, aber mit der versprochenen Aussicht ist nix – die Wolken hängen tief. Jedoch – der Fluss unten im Tal gibt mir einen Vorgeschmack auf die Alpenseen, wie er da in leuchtendem Blau und mystischem Grün durch die dunklen Wälder mäandert. Kurz danach überfahre ich den Fernpass, dann geht ins hinab ins Inntal, wo ich mich rechts halte, Richtung Landeck. Da derzeit die Umfahrung des Landecker Tunnels gesperrt ist, kann man ohne „Pickerl“ den Tunnel nutzen. In Pfunds halte ich kurz, um pfandfreies Wasser einzukaufen. In Österreich wurde aktuell die Maskenpflicht ausgesetzt, ist total komisch, ohne den Schnutenpulli ins Geschäft zu gehen … ich fühle mich fast unsicher. 🙂

Mit dem Reschenpass überquere ich auch die Grenze zu Italien – benvenuti in Alto Adige! Willkommen in Südtirol! Schon nach kurzer Zeit kommt der Reschensee in Sicht und eine der markantesten Sehenswürdigkeiten Südtirols: der im Wasser versunkene Kirchturm. Ich bin erstaunt, wie nah am Ufer er steht, in meiner Vorstellung stand er mitten im See. Ist schon ein seltsamer Anblick.

Am Fuße der Staumauer liegt der Ort St. Valentin, wo ich bei einem Campingplatz mein Glück versuche. Am Eingang steht zwar ein Schild „besetzt“, aber nicht nur Papier ist geduldig, Tafeln offensichtlich auch. Ich frage trotzdem und kann noch ein Plätzchen auf der Zeltwiese beziehen. (Dies passiert mir übrigens immer häufiger, dass ich auf die Zeltwiese darf. Ist oft auch günstiger als eine „vollwertige“ Parzelle. Man muss meistens nur ohne Strom auskommen können.) Zwar scheint die Sonne, aber es ist noch recht frisch. Ich genieße den Blick auf die Berge ringsum. Abends spaziere ich in den kleinen Ort und lasse mir zum Abendessen eine Pizza schmecken – schließlich bin ich jetzt in Italien. 😉

Restaurant Pizzeria Zum See
des Waldner Alfred
Kirchgasse 26 St. Valentin
IT-39027 Graun
Website

Zeitloses Ambiente, vielfältige Auswahl beim Essen, nette Bedienung. Die Pizza schmeckt richtig lecker! Das Restaurant gehört zu einem Campingplatz – oder der CP zum Restaurant, wie man’s nimmt. Von meinem Fensterplatz aus hätte ich den Ortler sehen können, wenn nicht tief hängende Wolken ihn vor meinem Blick versteckt hätten.

Auf dem Rückweg kundschafte ich den Bäcker aus – schade, sonntags hat er nicht geöffnet. Dann gibt’s mal wieder das gute alte Müsli. Da der Himmel langsam aufklart, wird es eine kalte Nacht werden. Ich bilde mir ein, dass ich es ein klein wenig besser habe als die vielen Zelter um mich herum. Aber ob jetzt kaltes Blech so viel besser isoliert als eine dünne Textil-Zeltwand? 😉

Übernachtung:
Camping Thöni
Landstraße Nr. 83
IT-39027 St. Valentin auf der Haide – Graun
GPS: 46°46’11.6″N 10°31’56.1″E oder 46.769878, 10.532241
Website
Preis: 10,50 € (Auto auf Zeltwiese)

Ein kleiner, aber feiner Camingplatz mit familiärer Atmosphäre. Die Sanitäranlagen sind modern und sauber, Note 1! 360°-Blick auf zum Teil schneebedeckte Berge. Bestimmt ist es hier auch im Winter schön, zu campen.

Gefahrene Strecke: 382 Kilometer

Sonntag, 12. Juli

Die kalte Nacht hat sich gelohnt: heute herrscht Kaiserwetter! Noch vor zehn Uhr fahre ich ab, nur um am Ortsausgang direkt wieder zu parken – hier ist ein kleinerer, natürlicher See und dahinter ragt majestätisch der höchste Berg Südtirols auf: der Ortler in seiner ganzen Pracht! Fotostop obligatorisch. 😉 Hier ist es richtig idyllisch, Enten liegen dösend am Ufer, auf dem See sind Fischer in ihren Booten unterwegs und das Ufer ist vielfach von Schilf gesäumt.

Nun aber weiter. Über kurvige Straßen geht es hinunter ins Tal der Etsch. Vor der Stadtmauer von Glurns parke ich meinen Camper und erkunde das kleine Städtchen, das wohl noch als Geheimtipp gilt. Ich weiß nicht, ob es einfach zu früh am Tag ist oder ich gerade nicht so viel Lust auf Sightseeing habe, jedenfalls springt der Funke nicht über. Die Laubengasse ist recht pittoresk. Nur an der Etsch, die an der Stadtmauer vorbei fließt, gefällt es mir richtig gut. Das Wasser hat die für Gebirgsflüsse so typische Färbung von milchigem Helltürkis.

Jetzt werden wieder Kilometer gemacht, ich durchquere auf Landstraßen den kompletten Vinschgau und lasse Meran links liegen. Mein heutiges Ziel ist Bozen, wo ich zunächst den Campingplatz ansteuere. Auch hier erhalte ich ohne vorherige Reservierung einen Stellplatz. Nach ein wenig Erholung vom Fahren gehe ich zur nahegelegenen Bushaltestelle und fahre per ÖPNV ins Zentrum von Bozen, der Hauptstadt Südtirols. Zunächst möchte ich Kaffee trinken und Kuchen essen. Ich bin fast entsetzt, dass ich kein Kaffeehaus ausfindig machen kann, das sonntagnachmittags geöffnet ist. So ist denn die Freude sehr getrübt, als ein Apfelstrudel ohne Blätterteig und ein lauwarmer Latte Macchiato alles sind, was ich auftreiben kann.

Loacker Store Bozen
Waltherplatz 11
IT-39054 Bozen

Dann streife ich durch die Gassen, die ausgestorben wirken. Natürlich sind die Geschäfte zu, was sicherlich zum „verschlafenen“ Eindruck beiträgt. Nun ja, aber mein Hauptziel ist ja auch was ganz anderes: das Südtiroler Archäologiemuseum, das unter anderem die Gletschermumie „Ötzi“ beherbergt.

„Ötzi“ lebte vor ca. 5.000 Jahren (also in der Jungsteinzeit) und kam am heutigen Similaungletscher ums Leben. Vermutet wird, dass er ermordet wurde. Seine Leiche wurde durch fallenden Schnee und das kalte Klima derart gut konserviert, dass Wissenschaftler jede Menge Details über den Mann aus dem Eis herausfinden konnten, z.B. was seine letzte Mahlzeit war und an welchen Krankheiten er litt. Beeindruckend im Museum ist u.a. die lebensecht wirkende Wachsfigur, die äußerst genau nach anatomischen und wissenschaftlichen Befunden angefertigt wurde.

Die Ausstellung ist sehr interessant gemacht, man erfährt viele Details über die Welt, in der Ötzi lebte. Beeindruckend finde ich vor allem seine Gerätschaften aus Holz und Birkenrinde sowie seine Kleidung. Es ist verrückt, diese Dinge anzuschauen, den guten Erhaltungszustand zu registrieren und sich dann klar zu machen, dass die Materialien 5.000 Jahre überdauert haben. Die Pfeile sehen aus, als wären sie erst vor kurzer Zeit hergestellt worden. Zunächst war in der Kühlkammer mit der Mumie kein Licht, als ich durch die Ausstellung durch bin, gehe ich nochmal hin – und bin ganz allein vor der kleinen Sichtluke und schaue in die nun erleuchtete Kammer. Ich bin fasziniert, wie deutlich man Ötzis Tätowierungen erkennen kann, die Linien treten deutlich aus der lederfarbenen Haut hervor. Aber irgendwie denke ich auch, dass ich dem Individuum, das „Ötzi“ einmal war, Grabesruhe wünschen würde. Wiederum, auch ich spreche mich nicht von der Faszination und der Neugier frei, die Touristen und Wissenschaftler gleichermaßen hierher treibt. Dennoch bin ich froh, dass ich dem Mann aus dem Eis allein und in Stille gegenüber treten konnte, in Ehrfurcht vor seiner Existenz.

Südtiroler Archäologiemuseum
Museumsstr. 43
IT-39100 Bozen
Website
Eintritt: 9,00 € (Erwachsene)

Zurück in den sommerlich warmen Gassen von Bozen lenke ich nun meine Schritte in die „Neustadt“, dort soll es eine der besten Eisdielen Südtirols geben. Sie ist schnell gefunden, leider sind die außergewöhnlichen Sorten, die ich gerne probiert hätte (Torrone und Datteln), gerade aus. Die üblichen Sorten Pistazie und Malaga schmecken jedoch auch vorzüglich.

Officina del Gelo Avalon
Freiheitsstraße 44
IT-39100 Bozen
Facebook-Seite

Bericht über den „Eisguru“ in der Süddeutschen Zeitung

Ich flaniere nun über die Wassermauerpromenade und gucke auf einer Bank sitzend Leute. Alle Welt genießt das schöne Sommerwetter. Am Schloss Maretsch erblicke ich im Osten erstmals die Vajoletttürme, eine markante Felsformation des Rosengartens. Der Rosengarten ist eines meiner Hauptziele dieses Urlaubs. Hier handelt es sich nicht um einen Garten, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern um ein Gebirgsmassiv zwischen Schlern und Làtemar. Hier beginnen die Dolomiten. Der Name „Rosengarten“ hat mit einer Sage zu tun … aber auf die komme ich erst etwas später … jedenfalls sollen die Felsen abends in einer wunderschönen Farbe leuchten, mal schauen, ob ich das Alpenglühen heute erleben darf.

Zurück am Waltherplatz gehe ich noch schnell in den Dom, der wider Erwarten noch offen ist. Inzwischen ist es Zeit fürs Abendessen, heute gibt es nur was Leichtes: Tomaten-Bruschetta (bitte brusketta lesen, nicht bruschetta 😉 ).

Bar La Piazza
Waltherplatz
IT-39100 Bozen

Ich stellte keine großen Erwartungen an das Lokal und konnte so auch nicht enttäuscht werden. Das Essen war in Ordnung, aber mehr als eine riesige Toastscheibe für original italienische bruschetta hätte ich schon erwartet.

Nun habe ich genug von Bozen gesehen und fahre mit dem Bus zurück zum Campingplatz und lasse den Abend faulenzend ausklingen. Zwar kann ich von hier aus auch zum Rosengarten schauen, aber das Alpenglühen stellt sich heute nicht ein, schade. 🙁

Übernachtung:
Camping Moosbauer KG
Moritzingerweg 83
IT-39100 Bozen
GPS: 46°30’11.8″N 11°17’58.5″E oder 46.503283, 11.299585
Website
Preis: 32,55 €

Camping ist in Italien grundsätzlich etwas teurer. Solche Preise lassen mich immer schlucken. Aber hier ist er zum Teil durchaus gerechtfertigt. Jede Parzelle hat Strom-, Frischwasser- und Abwasseranschluss, der Platz ist durch Bäume, Hecken und Blümenkübel ansprechend gestaltet. Das Sanitärgebäude ist wie neu, supersauber und auch noch ein „lernendes“ Waschhaus. Überall lernt man Dinge über Südtirol: auf dem Klo sitzend z.B. über alte Handarbeitstechniken, in der Dusche über Landschaften der Dolomiten, beim Waschen kann man Vokabeln lernen und beim Spülen erfährt man etwas über die Weine der Region. Am Platz gibt es außerdem ein Restaurant und einen Swimmingpool.

Gefahrene Strecke: 105 Kilometer

Montag, 13. Juli

Diese Nacht war angenehm warm, früh geht es aus den Federn. In der Dusche habe ich Ausblick auf den Làtemar mit dem Karersee. Dorthin will ich heute, eine Fotografie an der Duschwand reicht mir durchaus nicht. 😀 Zunächst geht es aber zum Schloss Sigmundskron, einem von sechs Standorten der Messner Mountain Museums.

Dieses hier namens Firmian beschäftigt sich mit mehreren Themen, u.a. den acht größten Bergen der Erde oder der Widerstandsbewegung der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol nach dem Anschluss an Italien oder den Sagen der Dolomiten oder der Geschichte der Eroberung der Berge. Im Nordturm kann man innehalten und neben einer Gebetsmühle meditieren. Es gibt viele Details zu entdecken, man muss mit wachem Blick durch die Anlage streifen, sonst verpasst man schöne Eindrücke wie die unter einem Olivenbaum sitzende Statue des Heiligen Franz von Assisi oder einen hüfthohen Bergkristall am Fuße der Zentralburg.

Reinhold Messner – Extrembergsteiger und Südtiroler – ist ein Mensch, der durchaus polarisiert. Er hat feste Ansichten, die manchmal unbequem sind und er verschafft sich durch seine Direktheit Gehör. Wann immer ich Herrn Messner in Interviews im Fernsehen höre, fühle ich mich inspiriert. Er hat eine ganz eigene Sicht der Dinge, die – wie ich finde – eine große Weisheit und viel Toleranz und Respekt beinhaltet. Er macht sich heute vor allem dafür stark, dass die Berge nicht zur Touristenkulisse degradiert werden, sondern dass ein sanfter Tourismus im Einklang mit der bäuerlichen Kultur der Bergbewohner ermöglicht wird, um diesen einzigartigen Kulturraum zu erhalten.

Ich halte mich weit über zwei Stunden in der Burg auf, besonders gefallen mir die Modelle der großen Achttausender und die „Kristallhöhle der Zwerge“, wo einige Gestalten der Sagen der Dolomiten kurz vorgestellt werden.

Messner Mountain Museum „Firmian“
Sigmundskronerstr. 53
39100 Bozen
Website
Eintritt: 12,00 € (Erwachsener)

Der Parkplatz fast direkt am Schloss kostet nochmal 3 €. Herr Messner hätte es gerne, dass die Gäste umweltverträglich mit dem ÖPNV anreisen und entweder zu Fuß zur Burg laufen oder den (ich nehme an kostenlosen) Shuttlebus von der Innenstadt zur Burg nutzen. Im Schlosshof gibt es auch Gastronomie, die Holunderschorle ist sehr zu empfehlen!

Nach so viel „Berg“ im Museum wird es jetzt Zeit, dass ich die Berge in natura erlebe. Durch das Eggental fahre ich auf der „Großen Dolomitenstraße“ nach Osten. Schmale Straßen, viele Kurven, steile Anstiege, mein Camper quält sich ein bisschen. Aber ich habe Spaß! Schneller als gedacht, erreiche ich den Karersee. Korrigiere, ich erreiche den Parkplatz am Touristenzentrum des Karersees. Natürlich kostet der auch ein bisschen was. Ich trinke erstmal Kaffee. Eigentlich wollte ich am frühen Abend hierher kommen, jetzt ist es aber erst Nachmittag. Dementsprechend bin ich bei weitem nicht die Einzige, die den berühmten Bergsee bestaunen will. Nachdem ich gestärkt bin, gehe ich durch die Unterführung der Straße und komme am See an. Auf einer „Aussichtsplattform“ tummeln sich die Mittouristen. Ich umrunde den See erstmal in Ruhe und kann so das wunderschöne Farbenspiel des Wassers ausgiebig bewundern. Leider ist es nicht windstill, weshalb sich keine perfekte Spiegelung des Làtemar auf der Seeoberfläche ergibt.

Zurück an der Plattform lese ich die Infotafeln, die nicht nur Faktenwissen vermitteln, sondern auch in die Sagenwelt der Dolomiten entführen.

Wie die Farben des Karersees entstanden

Es war einmal ein Zauberer, der im Làtemargebirge lebte. Im Karersee entdeckte er eine Nixe, die er unbedingt zu der seinen machen wollte. Das Wassermädchen war aber sehr scheu und mochte den Zauberer nicht und tauchte immer gleich in den See hinab, wenn der Zauberer sich zeigte. In seiner Not wandte der Zauberer sich an eine Hexe, die am Rosengarten hauste und ihm riet, die Nixe mit einem Regenbogen zu locken, denn sie habe noch nie einen gesehen. Wenn sie auftauche, um ihn zu berühren, könne er sie fangen. Der Zauberer spannte also einen Regenbogen von den Làtemartürmen hinab auf die Seeoberfläche. Die Nixe tauchte auf und schwamm neugierig, aber zögernd näher an das farbenprächtige Gebilde heran. Der Zauberer trat verkleidet aus dem Wald heraus, aber die Nixe erkannte ihn und tauchte erschrocken wieder hinab. Vor lauter Wut, dass es ihm wieder nicht gelungen war, das Wassermädchen zu fangen, schleuderte der Zauberer den Regenbogen in den See. Die Farben des Regenbogens zerflossen auf der Oberfläche und deshalb glitzert der Karersee heute in allen Farben des Regenbogens.

von mir frei nacherzählt nach Karl Felix Wolff „Dolomitensagen“

Eine andere Sage handelt von den „Puppen am Làtemar“. Bisher kannte ich nur eine Sage der Dolomiten, die von König Laurin und seinem Rosengarten (noch etwas Geduld, sie kommt auch noch ausführlich 🙂 ). Diese hier am Karersee lassen mich aufhorchen, man kennt anscheinend noch sehr viele der alten Sagen. Ich fände es klasse, wenn ich eine Sammlung dieser Sagen in Buchform finden könnte!

Im Souvenirshop finde ich kein entsprechendes Buch, aber eine Wanderkarte für Rosengarten und Schlern, perfekt! Ich möchte mich in den Bergen nicht nur auf GPS und mobiles Internet verlassen müssen.

Weiter geht die Fahrt in den Ort Karersee, wo ich mich in einem wirklich winzigen Supermarkt im Untergeschoss des ehemaligen Grand Hotels Karersee wieder mit Lebensmitteln versorge. Der WoMo-Stellplatz sollte eigentlich an der Liftstation sein, wurde aber offensichtlich verlegt, an den Ortseingang. Hm, direkt an der Straße, ein liebloser Parkplatz. Aber zwei Punkte sprechen dann doch für den Platz: im Osten Blick auf den Rosengarten und im Süden Blick auf den Làtemar. 🙂 Morgen möchte ich gerne eine Wanderung in bzw. auf den Rosengarten machen, aber die Wettervorhersage sieht schlecht aus. Naja, abwarten. Während ich faulenze, kommt eine Katze vorbei, die ich anlocke, um sie zu streicheln. Die Fellnase ist äußerst zutraulich, sogar so sehr, dass sie bei einem zweiten Besuch zu mir ins Auto springt und sich neugierig umschaut. Ich lasse sie gewähren, freue mich ja über samtpfotigen Besuch!

Für das Abendessen muss ich das Auto dann doch nochmal bewegen, da die Restaurants direkt in Karersee entweder geschlossen oder nur für die eigenen Hotelgäste geöffnet sind. Der Mitarbeiter eines Hotels empfiehlt mir den „Hennenstall“ etwas außerhalb. Ein guter Tipp.

Pizzeria Restaurant „Hennenstall“
Karerseestr. 134
IT-39056 Welschnofen
Facebook-Seite

Uriges Hüttenambiente, sehr leckere Pizza und nette Gastgeber. Hinter dem Haus gibt es außerdem einen Spielplatz für die Kinderlein, die keine Lust mehr haben, nach dem Essen am Tisch zu sitzen, während die Erwachsenen noch schwafeln.

Auch heute leider kein Alpenglühen, da es immer wolkiger wird. Die Nacht ist dann doch sehr viel ruhiger als gedacht, auf der Großen Dolomitenstraße ist nicht so viel Verkehr. Ich bin heute der einzige Camper hier.

Übernachtung:
Parkplatz Via Laurino
König Laurinstr. 1
IT-39100 Bozen
GPS: 46°24’25.3″N 11°35’20.9″E oder 46.407039, 11.589151
Preis: normalerweise angeblich 10 €, der Automat verlangt pro Stunde 1 €. Im Sommer scheint das aber nicht so genau genommen zu werden, ich habe kein Ticket gelöst (mangels Kleingeld) und wurde nicht kontrolliert. Im Winter mit all den Skiurlaubern vielleicht ein anderer Fall.

Der Ausblick ist super, der Platz an sich brauchbar. Es gab jedoch nur eine einzige Parkbucht, die nicht geneigt war. Ohne Auffahrkeile kommt man hier eventuell nicht weit. Ob der andere Stellplatz an der Seilbahn noch offiziell ist, weiß ich nicht. In Google Maps erscheint er jedenfalls nicht mehr. An der Touristinfo kann man zu deren Öffnungszeiten die Toilette nutzen.

Gefahrene Strecke: 44 Kilometer

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