Späte Saisoneröffnung in der Pfalz – Mai 2020

Eigentlich wollte ich die erste Tour in 2020 bereits an Ostern starten, um die Mandelblüte an der Deutschen Weinstraße zu bewundern. Doch Corona brachte viel Durcheinander, Urlaub war plötzlich unmöglich, man sollte möglichst zuhause bleiben. Nur für die nötigsten Besorgungen „durfte“ man raus. Eine sehr seltsame Zeit war das, ich hatte das Urlaubsjahr 2020 gedanklich fast schon abgeschrieben. Mitte Mai gab es dann einige Lockerungen, die in begrenztem Umfang auch wieder Campingurlaub möglich machten. Diese Gelegenheit packte ich beim Schopfe und fuhr über das lange Himmelfahrts-Wochenende in die Pfalz.

Donnerstag, 21. Mai

Ich habe unverschämtes Glück, die Sonne strahlt von einem stahlblauen Himmel herunter und ich kann endlich wieder mit meinem Micro Camper unterwegs sein! Deshalb gönne ich mir das Frühstück auch direkt unterwegs, ein nettes Plätzchen findet sich an einer Landstraße, mit Blick über Felder und Wiesen. Selbst das Geräusch, das die Kühlbox beim Anspringen macht, weckt in mir Urlaubsfreude! 😀

Die erste Station ist der Donnersberg in der Nordpfalz. Dieser markante Berg ist bereits von den Höhen über Rüdesheim aus deutlich erkennbar.

Diese besondere Lage mit ausgezeichneter Übersicht lockte auch hier die Kelten auf das Bergplateau. Sie errichteten eine riesige Befestigung, von den Römern „Oppidum“ genannt. Man kann den gesamten Mauerverlauf erwandern, er zeigt sich heute noch als kleiner Wall im lichten Laubwald. Ein Stück der typischen Pfostenschlitzmauer wurde rekonstruiert und an anderer Stelle eine Grundmauer mit Originalsteinen wieder aufgebaut. Von einem Felsen namens Kaiserstuhl (davon gibt’s anscheinend einige in Deutschland …) hat man einen weiten Ausblick über die Hügel rund um Nahe und Rhein. Was mir an dem Rundgang besonders gefällt, sind die vielen Infotafeln, die ich begierig lese, um immer mehr über die Kelten zu lernen. Interessant ist auch, wie sich Deutungen ändern. Hielt man die Viereckschanze zunächst für ein Heiligtum, geht man aktuell eher von einem befestigten Gehöft aus.

Am Fuße des Berges liegt der Ort Steinbach, dort gibt es zum einen ein rekonstruiertes Keltendorf und einen Keltengarten. Das Dorf hatte ich mir bereits auf einer Tour im Juli 2014 angesehen, es war sehr interessant und der zum Probieren bereit stehende Met schmeckte vorzüglich. 🙂

Keltendorf am Donnersberg e. V.
Brühlstraße
67808 Steinbach

Website

Heute möchte ich mir den Keltengarten ansehen, der damals wegen Regen ausfallen musste. Als ich dort ankomme muss ich feststellen, dass das Projekt derzeit ruht. Man kann nicht auf das Gelände. Die Ursache scheint aber nicht Corona zu sein, es fehlen anscheinend engagierte Helfer. Schade!

Keltengarten in Steinbach am Donnersberg
Infos auf der Website der Verbandsgemeinde Winnweiler

Nun fahre ich weiter in der Kurort Bad Dürkheim an der Deutschen Weinstraße. Da es heute recht heiß ist, gönne ich mir eine Erfrischung und tue meiner Lunge damit auch noch was Gutes: ich laufe das 333 Meter lange Gradierwerk rundherum ab. Die feuchte, salzige Luft ist eine wahre Wonne, wie ein Kurztrip ans Meer! Dann versuche ich einen Außenplatz im Café zu ergattern, in Corona-Zeiten ein Abenteuer für sich, da es für alle noch neu ist. Mit Mund-Nasen-Schutz hin, ich habe Glück und stehe kurz vor einer Vierer-Gruppe am „Checkpoint“ und erhalte so den aktuell einzigen freien Tisch für mich, es geht streng nach Reihenfolge des Eintreffens. Am Tisch darf ich dann die Maske abnehmen und muss meine persönlichen Daten auf einem Formular eintragen, zur eventuell nötigen Nachverfolgung von Infektionsketten. Leckerer Kuchen, schönes Wetter, alle Leute in Urlaubsstimmung. Man könnte fast vergessen, dass wir im Ausnahmezustand sind.

Nach einem Bummel durch Kurgarten und Stadt fahre ich weiter zu einem Stellplatz unterhalb des Hambacher Schlosses.

Am Hambacher Schloss fand 1832 das „Hambacher Fest“ statt, das für die Entwicklung des deutschen Nationalstaates eine wichtige Rolle spielte. Die Entwicklung von der Französischen Revolution, deren Funke auf die Bevölkerung der vielen deutschen Kleinstaaten übersprang, bis zu unserer heutigen Demokratie werden in der Dauerausstellung des Hambacher Schlosses erklärt. Und das – entsprechend moderner Ausstellungstrends – sehr interaktiv und kurzweilig.

Es findet sich noch ein kleines Eckchen für meinen Micro Camper und so kann ich es mir im Campingstuhl gemütlich machen. Abends wird in der eigenen Kombüse ein beliebtes One-Pot-Gericht gekocht: Käsemakkaroni. Die Sonne versinkt direkt hinter dem Schloss, nun wird es schnell kühl.

Übernachtung:
Weingut Müller-Kern
Andergasse 38
67434 Neustadt an der Weinstraße
GPS: 49°19’21.8″N 8°07’36.6″E oder 49.322713, 8.126830
Website

Preis: normalerweise 18 €, ich habe 12 € bezahlt

Umgeben von Wohnhäusern und Weinfeldern, mit Blick auf das Hamacher Schloss und in die Rheinebene. Bei meinem Besuch waren die Duschen coronabedingt geschlossen. Man kann spontan eine Weinprobe direkt am Stellplatz machen. Da das Gelände leicht geneigt ist, sind für größere Fahrzeuge Auffahrkeile ratsam.

Gefahrene Strecke: 295 Kilometer

Freitag, 22. Mai

Die erste Nacht der Saison war angenehm temperiert, da fällt das Aufstehen leicht. Auf dem Weg weiter nach Süden hole ich im hübschen Örtchen Maikammer Brötchen und frühstücke später mit Blick auf Weinberge. Ich bin erstaunt, wie sehr mich die Deutsche Weinstraße an die „Route des Grand Crus“ in Burgund erinnert (siehe mein Trip nach Burgund 2017 oder in die Auvergne 2019). Die Topographie ist die gleiche. Komme mir fast vor, als wäre ich in einer französischen Enklave. 😉 Dann fahre ich weiter und biege ab in den Pfälzer Wald, es geht ins Dahner Felsenland.

Der Pfälzer Wald ist ein Paradies für Wanderer und um das Städtchen Dahn gibt es besonders viele tolle Felsformationen aus rotem Sandstein zu bestaunen – am besten auf der Wanderung „Dahner Felsenpfad“.

Mit jeder neuen Biegung des Weges entdeckt man neue spektakuläre Felsen, durch die man sich gelegentlich auch hindurchzwängen muss. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus und zücke immer wieder die Kamera. Der Weg an sich ist außerdem sehr abwechslungsreich, von breiteren Schotterwegen bis zu schmalen, ausgesetzen Pfaden ist alles dabei. Am Schluss erklimme ich einen Felsen per Stahltreppe, mache Picknick und genieße den Ausblick. Ich komme ins Gespräch mit einem Pärchen, das ebenfalls das Wandern liebt und in vollen Zügen genießt. Wie sie mir verraten, auch gerne mal mit einem Gläschen Rotwein zum Sonnenuntergang. Sehr romantisch!

Nach einem kurzen Einkauf in Dahn geht es nach Hauenstein, zum Schuhmuseum. Der Traum jeder Frau, ein Museum voller Schuhe! 😉 Auch das habe ich bereits 2014 besucht.

Das Deutsche Schuhmuseum zeigt die Entwicklung der Fußbekleidung von ihren Anfängen in der Steinzeit über mittelalterliche Schnabelschuhe und extrem kleine japanische Damenschuhe bis hin zu Kavalleriestiefeln und modernen Sportschuhen. Außerdem sieht man, wie eine Schuhfabrik früher aussah und wie ein Schuhgeschäft in den 1960igern ausgestattet war.

Einen zweiten Besuch brauche ich also erstmal nicht. Aber das Schuhmuseum bietet auch einen Wohnmobilstellplatz an, er liegt direkt hinter dem alten Schuhfabrikgebäude. Der Platz ist schon gut ausgelastet, aber unter den Ästen eines Baumes finde ich noch einen Platz, auf den ohnehin kein Wohnmobil oder Kastenwagen passen würde. Manchmal ist es gut, klein zu sein! 😉

Da das mit dem Essen gehen ja derzeit recht kompliziert ist, koche ich wieder selbst, diesmal Djuveč-Reis, auch ein One-Pot-Gericht. So hat man nur wenig zu spülen.

Übernachtung:
Stellplatz am Schuhmuseum Hauenstein
Turnstr. 5
76846 Hauenstein
GPS: 49°11’23.6″N 7°51’21.9″E oder 49.189898, 7.856074
Website
Preis: 7,00 €

Der Platz grenzt an zwei Seiten an private Gärten, an einer Seite an das Schuhmuseum und an der vierten an eine weitere alte Fabrikhalle. Aber der Industriecharme überwiegt nicht, im Gegenteil! Das Zentrum von Hauenstein mit Bäckern und Lebensmittelläden ist fußläufig erreichbar. Außerdem gibt es eine V+E-Station. Die Gebühr bezahlt man im Museum.

Gefahrene Strecke: 78 Kilometer

Samstag, 23. Mai

Nach dem „Mammut jagen“ (= Brötchen holen 😉 ) gibt es ein gemütliches Frühstück. Da das Wetter heute sehr regnerisch vorhergesagt ist, mache ich das, was wir Frauen angeblich am Liebsten tun: Schuhe shoppen! 🙂 Das kann man in Hauenstein besonders gut, die Stadt war in früheren Zeiten ein großes Zentrum der Schuhproduktion und heute gibt es am Ortseingang mehrere Schuh-Outlets. In meinem Einkaufskorb landen aber eher praktische Schuhe, keine High Heels.

Das Schlechtwetter ist so erstmal gut überbrückt. Da es aber weiter anhält, fahre ich auf die Höhen des Pfälzer Waldes, wo ich auf dem Parkplatz eines Waldfriedhofs halte und den Nachmittag mit Lesen, Kaffee und Kuchen verbringe.

Mein Plätzchen für die Nacht finde ich bei Silz, an einem hübschen kleinen See mit angrenzendem Sportplatz. Der Stellplatz ist ebenfalls gut gefüllt, aber wer suchet, der findet: ich ergattere einen Platz mit Blick auf den See. Selbigen umrunde ich nach dem Abendessen zu Fuß und freue mich, dass die Wolken schon wieder auflockern.

Übernachtung:
Stellplatz am Silzer See
Abzweig von der L493
76857 Silz
GPS: 49°08’40.3″N 7°56’12.1″E oder 49.144518, 7.936684
Preis: 7,00 €

Idyllisch gelegen, von hier aus kann man gut wandern oder radeln. Am Platz gibt es Strom, V+E und ein Toilettenhäuschen (war wegen Corona leider diesmal zu).

Gefahrene Strecke: 37 Kilometer

Sonntag, 24. Mai

Nach drei Tagen ohne Haare waschen mag ich mich selbst kaum noch im Spiegel sehen, also gibt es heute die einfachste Variante: mit kaltem Wasser aus der Teekanne über der Spülschüssel. Klappt zufriedenstellend. 🙂 Auf der weiteren Fahrt muss ich einer Umleitung folgen, die mich durch wunderschöne Täler mit hübschen Dörfern führt, eine richtig schöne Landpartie!

In Hinterweidenthal wandere ich zu einem der Markenzeichen der Pfalz: dem Teufelstisch. Auch dies ist eine Buntsandsteinformation mitten im Wald. Das Highlight kann gleich zu Anfang bestaunt werden. Irgendwann wird die Tischplatte mal abstürzen, fragt sich nur, wann …

Der Wanderweg führt nun in den schönen Wald, mal auf breiteren, mal auf ganz schmalen Wegen. Die ganze Zeit hoffe ich, von der anderen Talseite einen schönen Blick auf den Teufelstisch zu erhaschen. Ich werde aber enttäuscht, die Route verläuft ganz anders, als ich das erwartet hatte. Ein bisschen enttäuschend. Aber zum Schluss kommt man wieder an dem Möbelstück Satans vorbei, also gucke ich ihn mir ein zweites Mal an. Inzwischen sind aber so viele Ausflügler hier, dass es einem Massenauflauf gleich kommt.

Ich trete nun die Heimreise an, über die B 10 zurück zur Weinstraße, eine kleine Kaffeepause bei Wachenheim (hier gibt es die Grundmauern einer römischen villa rustica zu besichtigen) und dann nordwärts. Am Abend erreiche ich den Stellplatz von Wenden, wo ich schnell entsorge.

Tipp:
Bei den ersten Touren mit dem Micro Camper hatte ich oft vergessen, am letzten Stellplatz zu entsorgen und hatte ein schlechtes Gewissen, die PortaPotti in die Toilette zuhause zu entsorgen. Deshalb habe ich es mir nun zur Gewohnheit gemacht, auf der Heimfahrt immer schnell noch am heimatlichen Stellplatz anzuhalten und sowohl Abwasser als auch Fäkalien und Chemie korrekt an der Entsorgungsstation loszuwerden. Da dies in Wenden sogar gratis ist, ist das für mich die perfekte Lösung. Vielleicht eine Anregung für dich? Wie handhabst du das? Schreibe mir gerne einen Kommentar dazu!

Zusatz-Stellplatztipp:
Wohnmobilstellplatz am Rathaus
Hauptstr. 75
57482 Wenden
GPS:
50°58’13.1″N 7°52’14.4″E oder 50.970315, 7.870678
Website
Preis: gratis

Ich habe hier noch nie übernachtet, aber der Platz ist schön angelegt, bietet allen Service den man erwartet und liegt außerdem sehr zentral, Lebensmittelläden, Bäckereien und Banken sind fußläufig erreichbar. Die Anfahrt lässt einen erstmal unsicher sein, ob man richtig ist – aber ja, in der hintersten Ecke hinterm Rathausparkplatz, rundum von Grün umgeben und am Wendebach gelegen, ist man richtig.

Gefahrene Strecke: 349 Kilometer

Gesamtstrecke: 759 Kilometer

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