Schwäbische Alb September 2019 – Teil 3: von Öllingen nach Lauterburg

Sonntag, 15. September

Beim Frühstück entscheide ich, den Archäopark Vogelherdhöhle zugunsten einer Wanderung im Eselsburger Tal ausfallen zu lassen.

Im Archäopark Vogelherdhöhle sind spannende Funde der Menschheitsgeschichte gemacht worden, z.B. ein aus Elfenbein geschnitztes Mammut, das als das erste Kunstwerk der Menschheit überhaupt gilt. Auf der schwäbischen Alb gibt es viele solcher Funde, auch das älteste Instrument, eine Knochenflöte. Im Archäopark kann man durch Aktionen ein wenig dem Alltag der Steinzeitmenschen auf die Spur kommen.

Der Wanderparkplatz ist schnell gefunden und schon kann es losgehen. Der Weg führt durch Wald und ein Dorf und schon habe ich das Tal mit einigen spannenden Felsformationen erreicht. Mir gefällt auch der kleine Fluss, in dessen klarem Wasser Pflanzen träge mit der Strömung schwimmen und der sich in großen Bögen durch das schöne Tal windet. Im nächsten Ort geht es auf die andere Talseite und dann hinauf auf den Hügel, in dichten Laubwald. Herrlich! Perfekt für eine Pause. Auch hier findet sich eine kleine keltische Wallanlage. Dann geht es bergab zurück ins Tal, an einer anderen Windung des Flusses entlang, der dann wieder überquert wird. Nun führt der Weg eigentlich durchs Tal zurück, auf einem planierten Weg. Als ich aber sehe, dass es parallel einen Weg weiter oben am Hang gibt, nehme ich natürlich den. Interessanterweise wieder eine Trasse des Jakobsweges. 🙂 So komme ich an einer ehemaligen Burganlage vorbei, die heute ein Bauernhof ist. Von einem vorgelagerten Felsen hat man einen wunderschönen Blick in das hübsche Tal. Und schon bin ich zurück am Parkplatz. War eine gute Entscheidung, lieber die Natur zu genießen. Auch wenn es heute ganz schön heiß ist.

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich brauche mal eine Auszeit, also werde ich zwei Nächte auf einen Campingplatz gehen, um morgen zu entspannen. Da Leipheim nicht weit weg ist und ich den Campingplatz ja schon kenne, fahre ich kurzentschlossen dort wieder hin.

Zum Abendessen gehe ich zum platzeigenen Imbiss und komme mit einem französischen Paar ins Gespräch. Die beiden sind mit dem Fahrrad unterwegs, von ihrer Heimat in der Bretagne wollen sie bis nach Indien radeln! Wow, beeindruckend! (Ich hoffe, sie sind heile angekommen und inzwischen wieder gesund zurück in der Heimat.) Kurze Zeit später kommt noch ein anderes Paar aus dem Elsass hinzu. So darf ich unversehens meine bescheidenen französischen Sprachkenntnisse anwenden und merke, wie schwer es mir ohne Anlauf fällt. Ständig fehlen mir wichtige Vokabeln. 🙂 Dennoch: ein sehr schöner Abend!

Übernachtung:
Campingplatz Schwarzfelder Hof
(Details siehe voriger Beitrag)

Gefahrene Strecke: 34 Kilometer

Montag, 16. September

Wie auf einem Bauernhof zu erwarten, werde ich vom Hahnenschrei geweckt. Allerdings ein geruhsamer Zeitgenosse, dieser Gockel, neun Uhr statt Sonnenaufgang. Heute ist Wäsche waschen angesagt. Leider sind meine Trinkwasservorräte auch erschöpft, also muss ich irgendwo einkaufen. Mittags laufe ich die kurze Strecke nach Leipheim, lasse mir ein Stück Donauwelle in einem Café schmecken, entdecke dabei ein hübsches kleines Städtchen und gehe dann zum Supermarkt. Mit sechs Kilo Wasser trete ich den Rückweg an. Dabei wollte ich heute weder wandern noch etwas besichtigen. 😉 Der Rest des Tages besteht aus Lesen und Ausruhen.

Übernachtung:
Campingplatz Schwarzfelder Hof
(Details siehe voriger Beitrag)

Gefahrene Strecke: 0 Kilometer

Dienstag, 17. September

Heute geht’s früher aus den Federn. Das Wetter ist wieder kühler und Wolken versperren der Sonne den Weg. Nachdem die Ver- und Entsorgung geregelt ist, bin ich wieder unterwegs. Auf direktem Wege geht es nach Nördlingen. Ich parke direkt auf dem WoMo-Stellplatz, da der auch zum Übernachten bestens geeignet ist. Nur ein paar hundert Meter sind es bis zur Stadtmauer, die sich in Nördlingen vollständig erhalten hat. Ich laufe zunächst auf der Mauer ein gutes Stück und erkunde dann nach und nach die pittoresken Gassen. In der Touristinfo finde ich eine gute Beschreibung für einen Stadtrundgang. Diesen unterbreche ich am RiesKraterMuseum, da ich mir dieses ansehen möchte.

Nördlingen liegt im gleichnamigen Ries. Dieser Krater ist ein Überbleibsel eines massiven Meteoriteneinschlags. Wann und was seinerzeit genau passierte und warum man irgendwann erkannte, dass es nur ein Einschlagkrater und kein Vulkanrest oder anderes sein kann, wird im Museum sehr detailliert erklärt. Außerdem gibt es dort ein Stück echtes Mondgestein zu bestaunen.

Es gibt auch einen Planetenwanderweg, mit dem man sich die Entfernungen zwischen den Planeten unseres Sonnensystems vergegenwärtigen kann.

Manche mögen Geologie ja nicht besonders spannend finden, aber ich finde es faszinierend, wie sich die Erde verändert, welche Prozesse sie formen, welche unterschiedlichen Gesteine sich bilden usw. Das ist auch alles Teil unserer Geschichte.

Nach so viel Bildung habe ich Hunger bekommen und kehre in ein Café ein, in dem auch behinderte Menschen arbeiten. Leider sind die besten Kuchen und Torten schon ausverkauft, so nehme ich mit Hefezopf vorlieb, aber der Kaffee schmeckt dafür besonders gut.

Kaffeerösterei | Café | Deli
„Samocca“
Eisengasse 1
86720 Nördlingen
Website

Schönes Ambiente mitten in der Altstadt. Wenn man nicht zu spät kommt, tolle Auswahl an Kuchen und Torten, leckerer Kaffee. Außerdem wird hier Integration gelebt. Ein tolles Gesamtpaket!

Dann setze ich den Stadtrundgang fort und gehe später noch ein wenig shoppen. Und schon ist es Zeit für Abendessen. Einige von mir ausgesuchte Restaurants haben geschlossen, bei einem anderen finde ich nichts Leckeres auf der Karte. Letztendlich lande ich in einem gutbürgerlichen Gasthaus. Da viel los ist, teile ich mir den Tisch mit einem Mann und einer Frau, Kollegen, die hier gerade ein Seminar besuchen. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass die Frau auch Sauerländerin ist! Sie stammt aus Altena. Zufälle gibt’s. 🙂 Ach ja, gegessen habe ich natürlich auch. 😉 Bestellt habe ich echte schwäbische Maultaschen und bin voller Erwartung auf etwa ravioligroße Nudelteigtaschen. Aber nichts da – gutbürgerlich -, es kommen zwei riesige Hackfleischkugeln, die von einem dünnen Teigmäntelchen umhüllt sind. Dazu eine gute Portion Kartoffelsalat. Mir sinkt der Mut. Aber halb so schlimm, was ich nicht schaffe, wird mitgenommen. Hier im Ries ist wohl manches ein bisschen RIESig. 😀

Gasthaus zum Stuck
Henkergasse 1
86720 Nördlingen

Deftige, schwäbische Küche in leicht modernem Gasthaus-Ambiente. Große Portionen und sehr schmackhaft. Auch die Bedienung ist sehr freundlich.

Draußen wird es inzwischen dunkel und so erkunde ich noch ein paar Gassen der hübschen Stadt im Zwielicht. Nördlingen hat mich wirklich überrascht, hier gibt es viele alte Häuser, die vorbildlich restauriert wurden, andere bekommen gerade ein make-over und ein paar wenige warten noch auf mutige Idealisten. Alles ist gepflegt und schön arrangiert. Scheint mir eine sehr lebenswerte Stadt zu sein.

Übernachtung:
Wohnmobilstellplatz
Parkplatz „Kaiserwiese/Am Schlössle“
86720 Nördlingen
GPS: 48°51’20.2″N 10°29’04.4″E oder 48.855611, 10.484544

Website
Preis: 3,00 €

Der Platz liegt zwischen der Umgehungsstraße, einer Bahnlinie und einem Gewerbegebiet. Hört sich jetzt vielleicht fürchterlich an, aber für eine Übernachtung ist er völlig in Ordnung. Es gibt einen großen Grünstreifen und reichlich Blumendeko. Die Zentrumsnähe ist unschlagbar. Unter der Bahn hindurch kommt man zu einem Einkaufscenter mit zwei, drei Bäckereien und großem Supermarkt.

Gefahrene Strecke: 68 Kilometer

Mittwoch, 18. September

Die Sonne strahlt von einem blauen Himmel herab, die Temperaturen sind allerdings nicht allzu hoch. Von Nördlingen fahre ich weiter nach Bopfingen, zu einem markanten Berg namens Ipf (der mich von seiner Form her stark an die Vulkanberge der Auvergne erinnert).

Auf und um den Ipf hat man keltische Siedlungsspuren gefunden. Vor allem die Gräben und Wälle haben sich sehr gut erhalten und sie sind unschwer im Gelände zu erkennen. In der Nähe des Parkplatzes befinden sich Infotafeln und die Rekonstruktionen einer Pfostenschlitzmauer und eines großen Hauses. Der Ipf ist auf seinem Gipfel fast eben und bietet sich als Siedlungsplatz quasi an. Vielleicht war es aber auch ein Kultplatz.

Ich laufe gemütlich die Flanke des kleinen Berges hinauf, am Wegesrand stehen alte Linden, die teilweise sehr knorrig gewachsen sind. Oben pfeift ein kräftiger Wind, der die Temperatur noch kühler empfinden lässt. Ich erkunde das ganze Plateau, das von Nahmen betrachtet nicht mehr topfeben ist und mache es mir dann an einem halbwegs windschattigen Platz im Gras gemütlich und lasse alles auf mich wirken. Es ist so entspannend, dass ich fast ein Schläfchen machen könnte. Hier oben ist fast nur der Wind zu hören, und natürlich die unzähligen Grillen und Fliegen, die das Gras bevölkern.

Den Nachmittag verbringe ich lesend auf dem Parkplatz einer Therme. Das Limesmuseum in Aalen streiche ich kurzerhand vom Plan. Da das Ruhebedürfnis weiter groß ist, suche ich mir nochmal einen Campingplatz für zwei Nächte. Dort werde ich sehr herzlich von einer älteren Dame begrüßt, die mir alles zeigt und mich in Ruhe einen Platz aussuchen lässt. Da die Gaststätte am Platz heute leider geschlossen hat, bin ich froh, dass ich noch die zweite Maultasche von gestern habe, die ich mir schnell aufwärme.

Da es jetzt richtig kalt wird, nachdem die Sonne weg ist, kuschle ich mich früh in den Schlafsack. Vorher aber noch auf dem Weg zum und vom Waschhaus ein wenig Sterne gucken.

Übernachtung:
Campingplatz Hirtenteich
Hasenweide 2
73457 Essingen-Lauterburg
GPS: 48°47’11.2″N 9°58’51.2″E oder 48.786450, 9.980881
Website
Preis: 12,50 € pro Nacht

Schön angelegter, überschaubarer Platz am Rand eines Dorfes, mit Brötchenservice (tolle Auswahl!). Man kann auch Campingfässer mieten. Vor dem Platz gibt es eine Gaststätte (siehe nächster Tag).

Gefahrene Strecke: 64 Kilometer

Donnerstag, 19. September

Die Nacht war mit 5° C die kälteste bisher. Da mein Camper den ganzen Tag im Schatten stehen würde, wechsle ich mit Einverständnis der netten Dame den Platz. Nun habe ich von früh bis spät Sonne. So lässt es sich im Auto gut aushalten, das von der Sonne schön gewärmt wird. Draußen ist es kalt und windig. Wie gut, dass ich genug Lesestoff habe.

Zum Abendessen kehre ich in der Gaststätte ein, leider haben sie keine Kasspätzle auf der Karte. Sehr überrascht bin ich, dass ich nicht mit ec-Karte zahlen kann, so muss ich bis morgen früh anschreiben lassen. Da ich Gast des Campingplatzes bin, macht man netterweise diese Ausnahme.

Gaststätte Pfaffensturz
Hasenweide 2
73457 Essingen-Lauterburg
Website

Leider war ich vom Essen recht enttäuscht, nur die Lendchen waren perfekt gebraten. Dass keine ec-Kartenzahlung möglich ist, fand ich schon fast befremdlich. Zumal es am Campingplatz gar kein Problem ist, dort nimmt man sogar Kreditkarten.

Übernachtung:
siehe gestern

Gefahrene Strecke: 0 Kilometer

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert