Schwäbische Alb September 2019 – Teil 1: von Maulbronn nach Bärenthal

Rund um und auf der Schwäbischen Alb gibt es spektakuläre archäologische Funde aus der Zeit der Kelten. Tausende Kilometer von schönen Wanderwegen durch beeindruckende Natur können begangen werden. Und die Menschen sprechen einen – wie ich finde – herrlichen Dialekt. Schon drei gute Gründe, die mich weit in den Süden der Republik lockten. Natürlich gab es auch noch mehr zu entdecken …

Samstag, 7. September

In gemütlichem Tempo fahre ich der Mittagssonne entgegen – die sich leider noch hinter Wolken versteckt. Um 12 Uhr erreiche ich Maulbronn. Das hiesige Kloster will ich schon seit langem besichtigen, ist es doch eines der schönsten Zisterzienserklöster in Deutschland und UNESCO-Weltkulturerbe.

Kloster Maulbronn wurde ab 1147 errichtet, hier wurde das gotische Konstruktionsprinzip zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum umgesetzt. Die Bausubstanz wurde im Laufe des Mittelalters immer mal wieder angepasst, weshalb sich in Maulbronn verschiedene Stile mischen, schon der Kreuzgang vereint Romanik und Frühgotik. Die schönen gotischen Maßwerkfenster sind sogar auf einer Zwei-Euro-Münze verewigt. Kloster Maulbronn gilt als eine der am vollständigsten und besten erhaltenen Klosteranlagen des Mittelalters nördlich der Alpen.

Für mich das herausragenste Detail dieser schönen Klosteranlage ist das Brunnenhaus. Es wurde erst im 14. Jahrhundert gebaut. Als eines der wenigen Brunnenhäuser eines Klosters beherbergt es tatsächlich noch einen Wasserspender. Dieser diente dem praktischen Zweck des Händewaschens, ich finde aber, dass das leise und gleichmäßige Plätschern des Wassers auch einen meditativen Aspekt verkörpert. Außerhalb der eigentlichen Klausur befinden sich die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, die heute unterschiedlichsten Zwecken dienen. Im alten Marstall ist z.B. das Rathaus untergebracht.

Nachdem ich das Kloster ausgiebig besichtigt habe, erkunde ich noch den an diesem Wochenende stattfindenden Kräuter- und Erntemarkt. Ein paar erste Schwäbisch-Vokabeln dürften gelernt werden. 😉

Anschließend geht es weiter nach Hochdorf an der Enz. Hier wurde in den 1970er Jahren das Grab eines keltischen Fürsten ausgegraben, der äußerst reiche Beigaben für seine letzte Reise erhalten hatte.

Wie in Vix (siehe meine Reise ins Burgund 2017) wurde auch hier der hochgestellten Persönlichkeit alles für ein Gelage im Jenseits mitgegeben: ein großes Bronzegefäß zum Mischen von Wasser und Wein, gekrönt von drei Löwenfiguren; ein reich verzierter vierrädriger Wagen, auf dem weiteres Bronzegeschirr liegt; Trinkhörner, die ebenfalls aufwändig geschmückt sind. Der Fürst war in hochwertige und bunte Stoffe gehüllt, auf seinen Lederschuhen befanden sich hauchdünne Goldplättchen als Verzierung. Auch das obligatorische Statussymbol des starken Geschlechts fehlte nicht, Waffen verschiedenster Art fanden sich zwischen dem „Partyequipment“. Eine absolute Rarität ist die sogenannte „Kline“ aus Bronze – heutzutage am ehesten als Sofa beschreibbar – auf der der Fürst seinen ewigen Schlaf hielt.

Das sogenannte „Fürstenphänomen“ verbindet den Osten Frankreichs mit dem Südwesten Deutschlands. Hier wurden die äußerst prunkvollen Gräber (bisher) gefunden, die meistens Importwaren aus dem Mittelmeerraum enthalten sowie kostbaren Schmuck, große Wagen und wertvolle Waffen. Die bislang bekannten Gräber stammen alle aus der Hallstattzeit, der frühen keltischen Epoche von ca. 750 bis 450 v. Chr.

Die Originale der Beigaben sind in Stuttgart im Landesmuseum Württemberg zu sehen. In Hochdorf selbst ist ein Museum, in dem alle Funde ganz genau erklärt werden. Im Untergeschoss erwartet den Besucher eine detailgetreue Nachbildung der Grabkammer des Fürsten. Ich bin hin und weg! Absolut fantastisch! Auf dem Außengelände sind außerdem ein paar Gebäude rekonstruiert, wie sie in der Siedlung nahe dem Grabhügel gestanden haben dürften. Im Museumsshop finde ich ein Buch, das umfassend und leicht verständlich über die gesamte keltische Epoche bzw. Kultur informiert.

Buchtipp:
Kuckenburg, Martin: „Die Kelten“. wbg Verlag
ISBN 978-3-8062-3992-8
25,00 € (Softcover)

Da ich mir morgen noch den wieder aufgeschütteten Grabhügel am Originalstandort ein paar hundert Meter vom Museum entfernt ansehen möchte, übernachte ich auf dem Parkplatz des Museums. Ein „WoMos-verboten“-Schild kann ich nicht entdecken. Am Abend kommt sogar nochmal die Sonne hervor!

Sehr beruhigt bin ich, dass nun auch endlich die Ladung meiner Zweitbatterie über die Lichtmaschine funktioniert. Der Fehler war Anfang August behoben worden und nun kann ich endlich die „richtige“ Freiheit genießen! 😀

Übernachtung:
Parkplatz am Keltenmuseum in Hochdorf an der Enz
Keltenstraße 2
71735 Eberdingen
GPS: 48°53’21.0″N 9°00’07.3″E oder 48.889162, 9.002016
Website des Museums
kostenlos

Kein offizieller Stellplatz, aber wenn wenig los ist und man sich gut benimmt, hat niemand Grund, einen zu verscheuchen. Bei mir hat sich jedenfalls niemand beschwert. 🙂 Direkt gegenüber ist eine große Bäckerei mit Café, die auch sonntags geöffnet hat.

Gefahrene Strecke: 309 Kilometer

Sonntag, 8. September

Noch vor dem Frühstück spaziere ich zum Grabhügel und klettere hinauf. Leider stellt sich nicht die erhoffte neblige Sonnenaufgangsstimmung ein. Es ist grau, trüb und ein leichter Sprühregen kommt vom Himmel.

Nach dem leckeren und kräftigenden Frühstück fahre ich weiter nach Stuttgart. Hier vertraue ich mich den Anweisungen des Navis an, was diesmal auch gut klappt. Sonst meide ich Innenstädte möglichst, aber da ich aussschließlich ins Museum will, parke ich in dessen Nähe. Kostet dann zwar 10 € für vier Stunden, aber ein bisschen Verlust ist immer. 😉 Dafür ist der Eintritt ins Landesmuseum Württemberg kostenlos. Hier gibt es sehr viele Abteilungen, ich laufe jedoch zielstrebig zu den drei Sälen, in denen die Funde der keltischen Epoche ausgestellt sind. Es ist absolut beeindruckend, nun die Originale aus Hochdorf zu sehen. Vor allem die goldenen Schuhverzierungen des Fürsten faszinieren mich: extrem dünn, über und über mit Mustern versehen und glänzend wie die Sonne. Nach etwa 2,5 Stunden für drei Säle gehe ich noch durch ein paar andere Abteilungen. Eine Installation finde ich sehr witzig: im Bereich „Römisches Reich/Limes“ kann man sich eine Reiseroute mit dem „Cursus Publicus“ berechnen lassen, bei freier Wahl des Transportmittels. Reisedauer und Preis werden dann ausgegeben. Und das alles im Design der Deutschen Bahn. Natürlich buche ich gleich einen kleinen Trip im fast luxuriösen Pferdewagen, quasi 1. Klasse. 😀

Inzwischen hat es sich richtig eingeregnet und ich habe wenig Lust, Stuttgart zu erkunden. Also geht es weiter. Aufgrund des Wetters sollte ich Indoor-Aktivitäten vorziehen, weshalb ich spontan doch zum Kloster Bebenhausen fahre, das eigentlich schon von meiner „to-visit-Liste“ gestrichen war. Zuerst gibt es aber ein spätes Mittagessen, in einem familiengeführten Gasthof lasse ich mir ein typisch schwäbisches Gericht bringen: Kasspätzle. Leider werde ich etwas enttäuscht, die Spätzle sind meiner Ansicht nach nicht hausgemacht.

Gasthof Sonne
Schönbuchstr. 15
72074 Tübingen
Website

Satt und gestärkt besichtige ich nun das Kloster. Preisfrage: welcher Orden war hier ansässig? Natürlich, die Zisterzienser! 😉 Wie könnte es anders sein. 😀 Wie in Maulbronn ist auch hier der gesamte Klosterhof mit Mauer und Wirtschaftsgebäuden erhalten geblieben. Auch ein Brunnenhaus gibt es, nur leider fehlt hier der Brunnen. Der Kreuzgang ist schlicht und wunderschön. Das Sommerrefektorium (Speisesaal der Mönche) beeindruckt mit Fächergewölbe und feinen Malereien. Der Besuch hat sich voll und ganz gelohnt!

Für die Übernachtung suche ich mir wieder einen kostenlosen Stellplatz, fast direkt am Neckar. Da die Straße auch zum Bahnhof des Ortes führt, ist zunächst noch etwas Auto- und Fußgängerverkehr. Aber am Abend kehrt Ruhe ein.

Übernachtung:
Stellplatz in den Neckarauen bei Bad Niedernau
Bahnallee
72108 Rottenburg am Neckar
GPS: 48°27’32.8″N 8°54’01.8″E oder 48.459098, 8.900488
kostenlos

Im Grünen auf Schotter, Zufahrt über eine einspurige Brücke. Einfach, aber schön.

Gefahrene Strecke: 100 Kilometer

Montag, 9. September

Den Vormittag verbringe ich mit Besorgungen und einem unfreiwilligen Werkstattbesuch. Seit gestern leuchtet meine Ölkontrollleuchte. Es dauert ein bisschen, bis ich eine Citroën-Werkstatt finde. Dort kann mir aber schnell geholfen werden, es muss nur Öl nachgefüllt werden.

Die Wolkendecke reißt am frühen Nachmittag endlich auf und so mache ich mich auf den Weg zur ersten Wanderung des Urlaubs: den „Traufgang“ Zollernalb-Panorama.

Der Weg führt zu Anfang an der Kante der Alb entlang, dann auch über die Hochebene und durch Wald. Am Zollernhorn angekommen, bietet sich mir der Postkartenanblick schlechthin: die Burg Hohenzollern auf ihrem kegelförmigen Berg. Hat was, zugegeben. 😉 Ein junges Pärchen bittet mich, mit deren Handy ein Foto von sich zu machen, dazu klettern beide mutig auf einen Felsen am Horn, sodass sie sogar die Burg überragen. Ich hoffe, sie sind zufrieden mit meinem Knipsergebnis. 🙂 Auch mit einem älteren Herrn komme ich ins Gespräch über Geschichte und geschichtsträchtige Orte. Interessant finde ich seine Vermutung, welchen Beruf ich ausübe – er meint, ich müsse Lehrerin sein. Ich fasse das mal als Kompliment auf. 😀

Weiter geht es an spektakulären Bodenabbrüchen vorbei durch den Wald. Da es doch langsam spät wird, gehe ich eine Abkürzung zum Nägelehaus, in der Hoffnung, dort zu Abend essen zu können. Aber leider hat das Gasthaus heute Ruhetag. Nun geht es Stück für Stück wieder bergab. Auf einer Wiese entdecke ich Krokusse – im September?! Etwas später höre ich ein dumpfes Schlagen und sehe mich nach der Quelle des Geräusches um. Seitlich hinter mir kommen drei Reiterinnen über die beite Talwiese angaloppiert. An mir vorbei, dann wenden sie und mit vollem Tempo wieder zurück. Das muss sowohl Pferd als auch Reiter richtig Spaß machen, es ist eine Freude, zuzusehen!

Zum Abendessen verschlägt es mich nach Albstadt, wo ich in einem urigen Fachwerkhaus den Genüssen der griechischen Küche fröne. Den obligatorischen Ouzu trinke ich jedoch nicht, ich muss mir ja schließlich noch einen Stellplatz für die Nacht suchen.

Restaurant „Bauernscheuer“
Bauernscheuer 6
72461 Albstadt

Selbigen finde ich in Meßstetten, oberhalb des Städtchens ist ein großer Wohnmobilstellplatz zu finden, ein Kastenwagen steht schon dort. Da es bei meiner Ankunft bereits stockfinster ist, entdecke ich erst am folgenden Tag, wie schön der Platz ist.

Übernachtung:
Wohnmobilstellplatz am Blumersberg
Blumersberg 37
72469 Meßstetten
GPS: 48°10’29.7″N 8°57’31.6″E oder 48.174916, 8.958767
kostenlos

Großer Stellplatz auf Schotter mit Ver- und Entsorgung sowie Strom. Rundum schöne Aussicht, jedoch kein Schatten (was mich so „spät“ in der Saison aber nicht gestört hat). In der Nähe ist ein Truppenübungsplatz, es kann vorkommen, dass man die Übungen akustisch mitbekommt. Im Ort findet man Banken, Supermarkt und mehr.

Dienstag, 10. September

Die Nacht war kühl, dafür scheint heute die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Ich komme mit den Besitzern des Kastenwagens nebenan ins Gespräch. Ihr Camper hat den Namen „Rosinante“ – da kann ich nicht umhin zu fragen, wer von den beiden denn der Ritter von der traurigen Gestalt ist. 😀 Sie fahren einfach gerne nach Spanien, deshalb der Name.

Nachdem mein Haushalt wieder klar ist, fahre ich weiter nach Lautlingen, wo meine nächste Wanderung startet. Wieder ein „Traufgang“ namens Felsenmeersteig.

Zunächst leicht bergauf, durch Wald und dann einen schmalen steilen Weg hinauf („nur für Geübte!“ steht auf einem Schild), das Highlight gleich zu Anfang. Aus dem Waldboden erheben sich große und kleine Felsen, teils überwuchert von Grün, dazwischen schöne große Laubbäume. Ich bin mal wieder total beeindruckt, was die Natur uns an Anblicken beschert!

Weiter geht es etwas hinunter über breitere Wege und dann schmale Waldpfade bergauf zur Ruine Schalksburg. Für meine Pause finde ich ein nettes Plätzchen direkt an der Abbruchkante, mit toller Aussicht. Nun wieder bergab, unten im Tal gibt es drei Mammutbäume zu sehen. Ja, nur drei. War anscheinend im 19. Jahrhundert mal Mode, hier und da ein paar dieser Giganten zu pflanzen. Weiter geht es an Wiesen entlang und dann steil bergauf zum Örtchen Burgfelden. Hier bietet sich wieder eine tolle Aussicht von der Alb. Unterwegs habe ich eine besondere Begegnung: eine Katze, die äußerst zutraulich ist und es total genießt, dass ich sie streichle und kraule. Sie kann gar nicht genug bekommen. Als sie aber irgendwann vor Wonne vergisst, dass ihre Krallen scharf und meine Wanderhose dünn ist, beende ich behutsam das kleine tête-à-tête.

In Burgfelden kehre ich in einem Café ein, auf dessen Terrasse es fast familiär zugeht. Dann geht es weiter über die Hochebene und über eine Wacholderheide, wo ich mit einem Gassigänger ins Gespräch übers Wandern komme. Wir unterhalten uns sehr gut, da es aber immer später wird, muss ich doch mal weiter. Will ja heute noch mal ankommen. Wieder geht es ein steiles Stück bergab über Stock und Stein. Dann bin ich zurück im Tal und kann über einen planierten Schotterweg auf den letzten Metern Gas geben. Nach gut sieben Stunden und 17 Kilometern bin ich zurück am Camper. Heute ging es viel rauf und runter, anstrengend, aber wunderschön!

Ich fahre nun nach Bärenthal, dort gibt es einen kleinen, aber sehr feinen Stellplatz mit sanitären Anlagen. Da ich bisher gratis übernachtet habe, kann ich mir jetzt mal was gönnen. Die Nacht ist ziemlich frisch.

Übernachtung:
Wohnmobilstellpatz BaeraLodge
Gnadenweilerstrasse 36
78580 Bärenthal
GPS: 48°04’27.8″N 8°55’58.7″E oder 48.074398, 8.932963
Website
Preis: 10 €

Sehr schön gestalteter Platz für 10 Mobile, mit Dusche, WC, Waschmaschine und Trockner. Außerdem Gastronomie am Platz. Lage etwas oberhalb des Ortes am Waldrand, Untergrund geschottert.

Gefahrene Strecke: 31 Kilometer

2 Kommentare

    1. Hallo Stephan,

      oh, vielen Dank für die Richtigstellung! Wieder was gelernt. Tja, ich bin kein Botaniker. 😀 Aber kann ja auch nicht alles können. 😉
      Es freut mich sehr, dass dir meine Berichte gefallen!

      Viele Grüße,
      Katja

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