Wie treue Leser*innen ja vielleicht wissen, bin ich gerne von hohen Bergen umgeben. Die Schweiz war schon seit längerem auf meiner to-voyage-Liste und nun endlich trat ich die Reise dorthin an. Ich pickte mir einige besondere Highlights raus, es sollte erstmal ein „Reinschnuppern“ sein. Vor allem wollte ich auf einem hohen Pass übernachten, um den Sternen ganz nah zu sein …
(Die Ortsangaben mache ich weitestgehend zweisprachig, so es sich um Orte in der französisch- oder italienischsprachigen Schweiz handelt.)
Mittwoch, 9. August
Ich starte im regnerisch-kühlen Sauerland, doch mit jedem Kilometer nach Süden bessert sich das Wetter. In der Schweiz genieße ich das ruhige und entspannte Fahren auf der Autobahn bei maximal erlaubten 120 Kilometern pro Stunde. Das erste Ziel erreiche ich im Sonnenschein bei sommerlich warmen Temperaturen: La Tène am Ufer des Neuenburger Sees. Ich habe Glück, auf dem Campingplatz noch eine Parzelle zu bekommen, da ein anderer Camper erst einen Tag später als angekündigt kommen kann. Den Nachmittag verbringe ich mit Kaffee und selbstgemachtem Weck-Kuchen sowie einem Gang zum nahen Einkaufszentrum. Am Abend kehre ich im Restaurant direkt neben dem Campingplatz ein.
Restaurant-Auberge de la Tène
La Tène 104
CH-2074 Marin-Epagnier
GPS: 47.005295594244245, 7.01934915309718
Website
Großes Restaurant mit Terrasse direkt am Seeufer, auch Barbetrieb. Ich war mit allem zufrieden: Auswahl, Qualität der Speisen und Service.
Anschließend spaziere ich auf der Mole und genieße die Aussicht auf die Berge des Jura im Westen und die des Berner Oberlandes im Osten, die natürlich besonders beeindruckend und schneebedeckt aufragen. Auf dem See sind viele Segler unterwegs und die Abendsonne lässt das Wasser glitzern. Eine wunderschöne Stimmung!
Übernachtung:
TCS Camping La Tène Lac de Neuchâtel
Chemin de la Tène 106
CH-2074 Marin-Epagnier
GPS: 47.00531405808726, 7.01989912644787
Website
Preis: 52,00 CHF
Der Campingplatz liegt direkt am See und verfügt auch über ein Strandbad. Der Platz ist ordentlich und die Sanitäreinrichtungen modern und sauber. „TCS“ ist der Schweizer Automobilclub, der mehrere Campingplätze betreibt. Später werde ich nochmal einen nutzen. Sie sind zwar nicht billig, aber dafür sehr gut ausgestattet.
Donnerstag, 10. August
Nach dem gemütlichen Frühstück à la française mit Croissant und Schokocroissant fahre ich nach Neufchâtel/Neuenburg, zum Museum „Laténium“. Bekanntermaßen begeistere ich mich allgemein für Archäologie und im Besonderen für die keltische Kultur. Und da ist der Fundort von La Tène einfach ein Muss.
Am Ufer des Neuenburger Sees bei La Tène (ungefährt dort, wo der o.g. Campingplatz liegt) wurden im 19. Jahrhundert diverse metallene Artefakte aus der Eisenzeit gefunden. Sie konnten dem keltischen Kulturkreis zugeordnet werden, ihre Gestaltung war jedoch eine gänzlich neue, die sich an anderen Fundorten auch zeigte und derart umfassend war, dass die Spätzeit der keltischen Epoche nach diesem Fundort benannt wurde: die Latène-Zeit (im Gegensatz zur frühen Keltenepoche, der Hallstatt-Zeit). Auch konnten Reste einer eisenzeitlichen Brücke geborgen und untersucht werden. Die Metallobjekte waren vermutlich Opfergaben, ihre schiere Zahl lässt sich anders kaum erklären und die Waffen wurden zuvor unbrauchbar gemacht.
Der Museums-Bau ist noch relativ neu und bietet einen angemessenen Rahmen für diese wichtigen Funde. Aber es geht nicht nur um die Kelten. In dieser Landschaft waren Menschen schon immer unterwegs, mehr oder weniger sesshaft. Auf dem Außengelände gibt es eine Raststelle jungsteinzeitlicher Jäger und Sammler zu sehen, Rekonstruktionen von Häusern aus der Jungsteinzeit, einen Nachbau einer eisenzeitlichen Brücke und ein römisches Schiff, das mitsamt seiner Ladung im See gesunken ist. Mich begeistern natürlich am Meisten die keltischen Funde. Vor dem Museum ist heute auch eine Reenactement-Gruppe, die keltisches Leben darstellt, bei denen bin ich fasziniert vom Nachbau der Carnyx, der keltischen Kriegstrompete in Form eines Wildschweinkopfes.
Laténium
Espace Paul Vouga
CH-2068 Hauterive
Website
Eintritt: 9,00 CHF
Nach so viel Historie koche ich im Camper auf dem Parkplatz meinen Kaffee und nehme Tasse und Gebäck mit ans Seeufer. Schmausend genieße ich wieder den Blick auf das Berner Oberland mit seinen majestätischen Bergen vor dem Seepanorama. In der Sonne ist es mächtig warm. Also nun wieder ins klimatisierte Auto und weiter geht die Reise.
Eigentlich möchte ich Fribourg/Freiburg erkunden, aber ein nicht unbedingt zentrumsnaher und dennoch ziemlich teuerer Parkplatz bringt mich dazu, meinen Plan zu ändern. Stattdessen fahre ich weiter durch die schöne hügelige Landschaft nach Gruyère/Greyerz. Hier ist das Parken auch nicht gerade günstig (in der Schweiz darf man echt nicht knauserig sein), aber diesen Ort will ich nun wirklich sehen. Das Dorf auf einem Bergsporn verfügt über ein Schloss, Befestigungsmauern und hübsche alte Häuser und Gassen. Von hier kommt der Käse gleichen Namens, der auch Zutat für das Schweizer Käsefondue ist. Ich erkunde alle Ecken des Ortes und stöbere in den hübschen Lädchen. Auch ein Eis zur Erfrischung darf sein. Das Schloss kann nur gegen Eintritt besichtigt werden, das spare ich mir heute.
Stattdessen gönne ich mir zum Abendessen ein Käsefondue im Restaurant „Le Saint Georges“, von dessen Veranda ich einen schönen Blick über die Gärten und Befestigungsmauern ins Tal genieße. Das Fondue schmeckt selbstredend fantastisch! Schade, dass ich davon so schnell satt bin. 🙂 Noch eine letzte Runde durch die Gassen und dann an Kühen und Schafen vorbei zurück zum Camper.
Hotel-Restaurant „Le Saint Georges“
Rue du Bourg 22
CH-1663 Gruyères
Website
Sicherlich sehr beliebt bei Touristen, schöne Aussicht von der Veranda und es gibt typisch schweizerische Küche. Das Fondue wird ganz traditionell serviert: mit Brot, Kartoffeln sowie Silberzwiebeln und Gürkchen. Mich hat als einiziges das Betriebsgeräusch der vielen Ventilatoren gestört. Der Service war sehr freundlich.
Gruyère/Greyerz ist natürlich stark touristisch geprägt, dennoch hat es mir gut gefallen. Wenn man sich von der zentralen Straße wegbewegt, hat man manche Ecke sogar fast für sich allein.
Aktuell sind die Perseiden (alljährlicher Sternschnuppenregen im August) aktiv, leider gewähren die aufziehenden Wolken, die auch noch leicht tröpfeln, mir keinen Blick auf dieses Spektakel.
Übernachtung:
Parkplatz P3
Rte de la Cité 95
CH-1663 Gruyères
Preis: 20,00 CHF von 18:00 Uhr bis 8:00 Uhr am Folgetag (zahlbar mit der easyPark-App)
Stellplatz am Ende des Großraumparkplatzes auf Schotter, teils unter Bäumen. Dafür, dass keine weitergehende Infrastruktur vorhanden ist und man bis 18 Uhr auch noch das normale Parkticket bezahlen muss, ist der Platz meiner Meinung nach überteuert. Immerhin war es nach dem Trubel der Tagestouristen schön ruhig.
Freitag, 11. August
Am Morgen schwebt ein Heißluftballon über Gruyère/Greyerz, ein schöner Anblick! Er fährt ziemlich tief, muss aber zum Glück nicht auf dem Marktplatz notlanden. Mein erster Weg führt mich zu einem großen Supermarkt, Lebensmittel bunkern. Den ursprünglichen Plan, mit der Seilbahn auf den Moléson zu fahren und eine Wanderung am Grat entlang zu machen, verwerfe ich. Wenn ich schon Geld für Seilbahnen ausgebe, dann wenigstens, um die richtig hohen Berge zu erreichen.
Stattdessen fahre ich gemütlich über Land auf einer kurvenreichen Strecke ins Rhônetal nach Sion/Sitten. Hier ist es richtig heiß. Ich finde einen schattigen Parkplatz mit Parkscheibe – 2,5 Stunden sollten reichen. Mit den Wanderschuhen an den Füßen geht es ins Zentrum, wo heute Markt ist. Wie immer eine herrliche Stimmung!
Mein Weg führt mich jedoch auf die beiden Hügel inmitten der Stadt: auf dem einen steht die Basilika und auf dem anderen die Burg. Ich erkunde zuerst den Kirchhügel, dort ist um das Gotteshaus eine kleine Siedlung, die seinerzeit sogar über eine eigene Mühle und eine Zisterne verfügte – das Dorf konnte sich also für den Belagerungsfall rüsten. Die Basilika ist in schlichter, aber beeindruckender Romanik gebaut, die Fresken im Chor kann man nur mit Führung von Nahem sehen. Außerdem verfügt die Kirche über die älteste noch bespielbare Orgel der Welt, sie stammt von ca. 1440!
Den Hügel wieder hinunter zum Sattel und dann den nächsten hinauf: zur Burg. Ich schleppe mich voran und fast oben angekommen setze ich mich auf die Mauerzinnen, lasse die Beine über der Tiefe baumeln und mir den kühlenden Wind um die Nase wehen. Der Ausblick über die Stadt und das Rhônetal links und rechts sowie auf die Basilika vor mir lohnen den Aufstieg. Die Burganlage selbst finde ich dann etwas enttäuschend.
Nun zurück in die Stadt, über Kopfsteinpflaster vorbei an hübschen Häusern und stattlichen Villen. Zur Erfrischung gönne ich mir einen leckeren Smoothie. Da mein Reiseplan nicht besonders detailliert ausgearbeitet ist, muss ich wieder überlegen, was ich als nächstes mache. Ich entscheide mich zur Weiterfahrt ins Mattertal, eines der Highlights will erkundet werden. Denn natürlich muss ich das Matterhorn sehen. 😀
Als Basis wähle ich den Campingplatz in Attermenzen, von dort kann man entweder per Zug (ab Randa) oder per Shuttle nach Zermatt gelangen, das autofrei ist. Ich buche gleich zwei Nächte, denn morgen möchte ich eine Wanderung ab Zermatt machen und kann mir dann genug Zeit lassen. Der Platz ist sehr groß und hat keine Parzellen, man kann sich hinstellen, wo Platz ist. Ich finde ein nettes Plätzchen am terrassierten Hang unter Bäumen.
Einkehr gibt es heute nicht, stattdessen zaubere ich mir in meiner Kombüse was Nahrhaftes. Später am Abend bewundere ich den schönen Sternenhimmel – zwar sehe ich keine Sternschnuppen, aber allein die Vielzahl an Sternen, die mit bloßem Auge erkennbar sind, erfreuen mich.
Übernachtung:
Camping Attermenzen
Attermenzen 55
CH-3928 Randa
Website
Preis: 21,00 CHF pro Nacht
Ein großer, naturnaher Platz in der Mitte des Mattertals, perfekt für eine Erkundung von Zermatt und des Matterhorns. Die Sanitäranlagen sind ordentlich, jedoch zu knapp bemessen für den großen Platz. Beim Duschen ist Anstehen angesagt und wenn man Pech hat, ist das warme Wasser leer. Brötchenservice gibt’s auch, besonders gut finde ich den Shuttle-Service nach Zermatt mit Kleinbussen, der natürlich extra kostet (16,00 CHF hin und zurück). Alternativ kann man den Zug nehmen, muss dann aber ein Stück zu Fuß nach Randa laufen.
Samstag, 12. August
Frühstück gibt es heute vor dem Camper mit Blick auf die hohen Gipfel ringsum. Um 10 Uhr lasse ich mich vom Shuttle nach Zermatt kutschieren. Schon beim Verlassen der Parkgarage, die die Haltestelle darstellt, sieht man das Wahrzeichen der Schweiz: das Matterhorn. Heute trägt es ein Mützchen. Durch den extrem touristischen Ort bahne ich mir den Weg. Einmal halte ich an, um Alphornbläsern zuzuhören, die im Rahmen des gerade stattfindenden Folklore-Festivals ihre Instrumente erklingen lassen.
Wandertour „Edelweißrunde“ bei outdooractive (Premiumtour, kann nur von Mitgliedern im Detail angeschaut werden)
Nach Durchquerung der Siedlung wird es deutlich ruhiger, kaum ein „normaler“ Tourist verirrt sich hierher. Meine Wanderung kann beginnen. Zunächst moderat, später steiler geht es zunächst zum Weiler Zmutt, der sich seinen ursprünglichen Charakter bewahren konnte. In den Häusern sind teilweise Ausstellungen zum Leben hier in früheren Zeiten untergebracht. In einer der Gaststätten gönne ich mir ein alkoholfreies Bier zur Stärkung. Nun geht es merklich steiler weiter bergauf, linker Hand habe ich ständig das Matterhorn und seine Nordwand im Blick. Als ich einen Stausee von oben gut sehen kann, biegt der Weg nun in die entgegengesetzte Richtung, das Matterhorn habe ich nun im Rücken. Immer weiter und teils unfassbar steil geht es hinauf. Trotz der Anstrengung genieße ich es, hier zu sein. Die Menschen, die mit der Gornergratbahn hinauf gefahren sind, haben heute Pech: das kleine Mützchen am Matterhorn wird immer größer und verdeckt die vom Gornergrat aus sichtbare Ostwand fast vollständig. Ich habe also alles richtig gemacht, da ich zu geizig für dieses Bahnticket war. Irgendwann geht es dann auch wieder bergab und schon ist die Edelweißhütte erreicht. Hier kehre ich ein und esse einen fantastisch saftigen und leckeren Rüblikuchen mit erfrischendem Topping. Das letzte Stück der Wanderung wartet dann noch mit spannenden Passagen am Fels, über Brücken und an Wasserfällen vorbei auf.
Edelweiss – Mountain Hotel & Restaurant
Alterhaupt
CH-3920 Zermatt
GPS: 46.02254931372695, 7.738165547663822
Website
Grandiose Lage am Abgrund, weiter Blick und sehr leckerer Kuchen! Hüttenerlebnis at its best!
Zurück in Zermatt stöbere ich noch durch die Sportläden, ich bin auf der Suche nach Wandersocken, die an meine bisherigen perfekten von Meindl heranreichen. Die werden nicht ewig halten und es gibt sie inzwischen nicht mehr zu kaufen. Leider finde ich nichts mit ausreichend hohem Merinowoll-Anteil. Da ich nun doch etwas kaputt bin von der Tour – nach über 800 Höhenmeter rauf und runter darf ich das wohl sein – nehme ich das nächste Shuttle und bin um kurz nach fünf wieder am Campingplatz, wo es sogar leicht tröpfelt. Gutes Zeitmanagement, wie so oft. 😀
Auch heute gibt es Verpflegung aus der Kühlbox. Am Abend ist Faulenzen und Planen der nächsten Tage angesagt.
Übernachtung:
siehe Vortag