Pfalz April 2023

Obwohl die Wettervorhersagen nicht besonders berauschend waren, wollte ich die Campingsaison zu Ostern eröffnen. Als Camper weiß man ja: es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Als Ziel wählte ich die Pfalz – da bin ich immer gern und außerdem gab es im Historischen Museum der Pfalz noch bis zum 16. April 2023 eine interessante Ausstellung, die ich unbedingt sehen wollte.

Karfreitag, 7. April

Durch anhaltenden Nieselregen fährt mich mein Micro Camper nach Speyer. Ich erreiche die Stadt aus östlicher Richtung über eine Landstraße und habe so einen wundervollen Blick auf den schönen romanischen Dom. Nachdem ein Parkplatz gefunden ist, gehe ich direkt zum Historischen Museum der Pfalz, das in direkter Nachbarschaft des riesigen Gotteshauses steht. Als erstes brauche ich eine Stärkung, das Café im überdachten Innenhof bietet leckeren Kaffee und Kuchen. Dann geht es in die Sonderausstellung „Die Habsburger im Mittelalter. Aufstieg einer Dynastie„.

Dass im Jahr 1273 ein Habsburger zum Deutschen König gewählt werden würde, hatten Zeitgenossen so gar nicht auf dem Schirm. Die Ausstellung beleuchtet das Geschehen durch eine moderne Brille: eine heute-Sendung berichtet zum Beispiel „live“ von der Königswahl in Frankfurt. Ein anderer Habsburger war manchem modernen Politiker weit voraus und verbreitete Fake News, indem er sich einen fantasievollen Titel zulegte und die passende Urkunde kurzerhand fälschen ließ, um mehr Macht und Ansehen zu bekommen. Nichtsdestotrotz stiegen die Habsburger zu einer der bedeutensten Dynastien Europas auf, die die meisten wohl mit dem österreichischen Kaiserhaus in Verbindung bringen.

Ich finde die Ausstellung echt gut gemacht, besonders beeindrucken mich die Urkunden, die teils Facsimiles sind, teils aber auch Originale (!), und ein „Olifant“ – ein reich verziertes Horn aus Elfenbein. In diesem Museum sind die Ausstellungen eigentlich immer auf höchstem Niveau, deshalb komme ich gerne her, wenn das Thema der Sonderausstellung mir liegt.

Historisches Museum der Pfalz Speyer 
Domplatz 4
67346 Speyer
Website
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Nach so viel Kultur bummele ich noch durch die Straßen und entdecke eine Pilgerstatue – natürlich führt durch Speyer auch einer der vielen Wege nach Santiago. In den Dom zur Besichtigung kann ich leider nicht, da dort gerade eine Messe stattfindet – klar, es ist Karfreitag. Zum Abendessen folge ich unauffällig einer Gruppe junger Leute und lande in einem netten asiatischen Restaurant, das so versteckt liegt, dass ich es sonst gar nicht wahrgenommen hätte.

Mr. Lian – Finest Asian Kitchen & Sushi Speyer
Maximilianstraße 96
67346 Speyer
Website

Die Ente mit Mango-Kokos-Creme und Reis war einfach superlecker! Dazu eine hausgemachte Limonade. Schade war nur, dass ich ein „Lückenbüßer“ war – ich war ja spontan da und wurde an einen Tisch gesetzt, der erst für in einer Stunde reserviert war. Leider kamen die Gäste eine halbe Stunde früher. Wie gut, dass ich meinen letzten Bissen da schon gegessen hatte.

Ein paar letzte Bilder vom schönen Dom und dann fahre ich weiter. Eigentlich will ich auf dem Stellplatz in Offenburg übernachten, aber da ist gerade eine Baustelle. Also neue Suche. In Schaidt finde ich einen netten Stellplatz im Grünen an einer Sportanlage. Von hier ist es nicht weit bis in den Ort. Im Rahmen eines Abendspaziergangs kundschafte ich aus, ob es hier einen Bäckerladen gibt.

Übernachtung:
Wohnmobilstellplatz Schaidt
Waldstraße
76744 Wörth am Rhein
GPS: 49.05234830425046, 8.085509675292284
Website

Preis: 9,00 € (für 72 Stunden; Stand August 2025)

Für eine ruhige Nacht im Grünen wunderbar geeignet. Das Örtchen Schaidt ist einen Blick wert, es scheint früher mal ein Zentrum des Korbmacherhandwerks gewesen zu sein. Es gibt schöne Fachwerkhäuser und einen interessanten Durchgang von der Straße zum Kirchplatz.

In der Nacht höre ich, wie etwas über mein Autodach läuft und dann die Windschutzscheibe herunter rutscht. Am nächsten Morgen entdecke ich einen Pfotenabdruck auf der Windschutzscheibe – für eine Katze zu groß, vielleicht ein Hund? Oder ein Waschbär? Aber wie kommt der auf das Dach?!

Gefahrene Strecke:
338 Kilometer

Karsamstag, 8. April

Die morgendliche Mammutjagd ist von Erfolg gekrönt (übersetzt: ich konnte in einer Bäckerei frische Brötchen bekommen :-D) und so folgt ein gemütliches Frühstück im Camper. Dann nutze ich die Nähe zur Grenze und fahre rüber nach Frankreich – eigentlich wollte ich nur spezielle Einkäufe machen, aber Wissembourg macht mich doch neugierig. Und es lohnt sich sehr, das Städtchen punktet mit einer wunderschönen Altstadt voller Fachwerkhäuser, einer großen gotischen Kirche und Resten der Stadtmauer. Überall ist der für die Gegend so typische Buntsandstein verbaut. Gleich an der ersten Ecke entdecke ich ein Schild „brocante“ (dt. Trödel), dem ich freudig folge. Da meine Transportmöglichkeiten beschränkt sind, muss ich einen hübschen, restaurierten Buffetschrank leider stehenlassen.

Heute ist Markttag und so schlendere ich an den Ständen vorbei und genieße diesen besonderen Trubel. Dann sehe ich mir die ehemalige Abteikirche Saints-Pierre-et-Paul an, die neben der Kirche selbst noch einen Rest des Kreuzgangs und eine ältere romanische Kapelle zu bieten hat. Die warmen Gelb- und Rottöne des Sandsteins mit ihren Maserungen lassen alles sehr heiter wirken.

Dann erkunde ich weiter die Stadt mit ihren vielen pittoresken Winkeln und alten Gemäuern. Nun wird es Zeit für eine Stärkung. Ich entscheide mich für eine pâtisserie, die im Restaurant-Führer „Gault-Millau“ Aufnahme gefunden hat – sie muss also gut sein! Und ich werde nicht enttäuscht, das kleine Törtchen und die Macarons sind absolut deliziös! So sehr, dass ich nicht umhin komme, auch noch zwölf Macarons für zuhause mitzunehmen.

Pâtisserie Rebert
7, place du Marché auch Choux
FR-67160 Wissembourg
Website

Hier ist Anstehen normal, sowohl an der Theke im Verkaufsraum als auch im Café. Aber das Warten lohnt sich definitiv! Pâtisserie-Kunst auf höchstem Niveau!

Nach diesem Hochgenuss mache ich mich wieder über die Grenze und fahre zum Wohnmobilstellplatz von Flemlingen an der Pfälzischen Weinstraße. Der Platz ist gut gefüllt, aber ich finde noch ein Eckchen, ich brauche ja nicht viel Platz. Den Nachmittag verbringe ich mit einem Gang durch den Ort und gemütlich machen im Camper. Zum Abendessen kehre ich in ein großes Ausflugslokal ein, das zu einem Weingut gehört. Natürlich trinke ich ein Glas Wein, einen Muskateller, und zum Essen entscheide ich mich für Käse-Reis-Bällchen in Currysauce mit rosa Pfeffer. Sehr lecker!

Weinstube Marienhof
Bachstraße 16
76835 Flemlingen
Website

Lokal mit urigem Ambiente und viel Platz, auch auf der riesigen Terrasse. Das Servicepersonal war nett und zuvorkommend. Die Speisenauswahl war (und ist es wohl immernoch) sehr abwechslungsreich und teils außergewöhnlich, und von guter Qualität.

Übernachtung:
Weingut Eichhorn
Maxstraße 21
76835 Flemlingen
GPS: 49.24171866372145, 8.093947392175668
Website

Preis: 5,00 € (Stand April 2023)

Ein hübscher kleiner Platz auf Wiese zwischen Einfamilienhäusern, umgeben von Büschen und Bäumen, mit Blick auf den Pfälzer Wald und in die Rheinebene. Es wird um telefonische Anmeldung gebeten. Gegen ein Entgelt von 3,00 € kann man den bestens ausgestatteten Duschraum benutzen.

Gefahrene Strecke:
46 Kilometer

Ostersonntag, 9. April

Nach dem Frühstück komme ich ins Gespräch mit den Nachbarn, die mit zwei Katzen unterwegs sind. Eine von ihnen ist sogar so reiselustig, dass sie im Lenkerkorb auf Fahrradtour mitkommt! Scheint tatsächlich zu funktionieren – wenn man die Katzen von klein auf daran gewöhnt.

Ich hatte mir überlegt, auf der heutigen Heimfahrt einen Stopp in Mainz einzulegen, um mir den dortigen Dom und das Römisch-Germanische Museum anzusehen. Leider ist das Museum aktuell wegen Renovierung geschlossen. Als Alternative fiel mir die Margarethenhöhe in Darmstadt mit ihren Jugendstilgebäuden ein. Aber auch die ist gerade nicht zugänglich. Okay, dann die letzte Idee: das Römerkastell Saalburg.

Hier oben pfeift ein kalter Wind und die Sonne versteckt sich hinter Wolken. Als erstes gehe ich in die Taberna und lasse mir eine Linsensuppe schmecken. Dann erkunde ich das im frühen 20. Jahrhundert wieder aufgebaute Kastell und staune über die Ähnlichkeit mit einer Klosteranlage. In den Räumen werden viele Einzelaspekte des Lebens in der Römerzeit beleuchtet.

Das Kastell aus der zweiten Hälfte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts war Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes, der sich von Rheinbrohl bis nach Regensburg erstreckte. Das heutige Gebäude wurde unter Kaiser Wilhelm II. nach archäologischen Befunden wiederaufgebaut und ist das am vollständigsten rekonstruierte Kastell am ganzen Limes. Es gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Vollgestopft mit neuem Wissen geht es nun direkt nach Hause.

Gefahrene Strecke:
300 Kilometer

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